September 8, 2024

Weiss auf rotem Hintergrund steht: «Kidnapped» und darunter Fotos der vermissten Israelis, die durch die Hamas verschleppt wurden. Doch wer steckt hinter der Aktion? 

1 / 4Der Ticketautomat am Paradeplatz ist mit acht dieser Flyer zugeklebt worden. Auch die Namen der mutmasslichen Opfer sind auf den Flyer abgedruckt. Dahinter stehen weltweit Tausende Jüdinnen und Juden. 

Darum gehts

  • In Zürich hängen vielerorts Flyer mit Bildern von vermissten Israelis. 

  • Hinter der Aktion stehen unzählige Menschen, die Plakate werden weltweit in der jüdischen Gemeinschaft geteilt. 

  • So auch in New York, Berlin, Madrid, New York und Barcelona.

«Ganz Zürich ist voll», schreibt ein News-Scout, der sich auf die Plakate von vermissten Israelis bezieht, die von der Hamas entführt wurde. Die Plakate hängen an der Tramhaltestelle Paradeplatz, im Zürcher Hauptbahnhof und vor dem McDonalds am Bahnhofplatz. 

Dies nur wenige Tage, nachdem die Hamas Israel angegriffen hat und an der Grenze zum Gazastreifen unzählige Menschen getötet und verschleppt hat. Unter dem Titel «Kidnapped» sind die Namen und Fotos von verschiedenen Israelis abgebildet, die mutmasslich von der Hamas entführt wurden. Darunter jeweils derselbe Text. 

Am unteren Rand des Flyers steht ein Aufruf, an der Aktion teilzunehmen. 

Über 200 unschuldige Zivilisten seien am 7. Oktober entführt worden, heisst es auf Englisch. Ihr Verbleib sei unbekannt. «Fotografieren Sie dieses Poster und teilen Sie es. Bitte helfen Sie, sie lebend heimzubringen», so die Initianten der Flyer-Aktion. 

Über ein paar Ecken kenne jede und jeder ein Opfer

Die Plakate werden weltweit in der jüdischen Gemeinschaft geteilt, wie eine 26-jährige Zürcher Jüdin dem «Tages-Anzeiger» erzählt. Auch sie soll das Sujet aus dem Internet heruntergeladen haben. Die 26-Jährige wolle unbekannt bleiben, da sie sonst zu einfach erkennbar wäre. «Die jüdische Gemeinschaft ist klein», sagt sie, «jede und jeder kennt zumindest über ein paar Ecken jemanden, der ermordet oder entführt worden ist.» Das sei schwer erträglich.

Sie selber sei auch dran, die Plakate zu drucken. Damit wolle sie ein Zeichen gegen all die Sticker und Poster mit Intifada- und antisemitischer Propaganda setzen, die sie seit Jahren in der Stadt sehe. Gerade die progressive Linke verstehe die Intifada falsch, kritisiert sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Die Intifada bedeutet für mich die Beseitigung von Jüdinnen und Juden und des Staates Israel», so die junge Frau.

«Nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten»

Mit der Aktion wolle sie aber auch aufzeigen, dass die Vermissten nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten mit Namen und einer Geschichte seien.

Ein anderer Zürcher sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass die Aktion in der jüdischen Gemeinde auf viel Zuspruch zu stossen scheine. Er habe zwar keine Plakate gedruckt, jedoch sei es ein wichtiges Zeichen, der Welt zu zeigen, wie schrecklich das sei, was die Hamas tut.

Am vergangenen Samstag habe er mit einer Bekannten gesprochen, der in einem Kibbuz lebe. Er habe sie angerufen, obwohl gläubige Juden am Sabbat eigentlich nicht telefonieren. «Sie hat nur geflüstert, sie sitze mit ihren Kindern im Keller, habe eine Axt und Messer dabei. Ihr Mann sei ausser Haus, und sie wisse nicht, was tun.»

Das Gefühl verloren, sicher zu sein

Aufgrund von solchen Ereignissen hätten Jüdinnen und Juden hierzulande auch das Gefühl verloren, sicher zu sein, so der 53-Jährige. Vor allem angesichts von Aufrufen zu weltweiten Pogromen am Freitag, dem 13. Oktober, über die verschiedene Medien berichteten, so auch das jüdische Magazin «Tachles».

Das Plakat sei natürlich aber auch ein Versuch, gegen die Hilflosigkeit anzukämpfen, da es vielen Menschen in ihrer Gemeinde nicht gut gehe. Indem sie Plakate klebe, könne sie wenigstens etwas tun, erzählt die junge Frau. Offenbar herrscht in der jüdischen Gemeinde die Befürchtung, die Geiseln könnten ins Ausland gebracht werden – vor allem die Kinder, schreibt der «Tages-Anzeiger».

Indem ihre Bilder weltweit geteilt werden, soll sichergestellt werden, dass sie erkannt würden. Deswegen sollen solche Plakate bisher ebenfalls in New York, Berlin, Madrid, New York und Barcelona aufgetaucht sein.

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