July 27, 2024

Nach der Schliessung der Kontakt- und Anlaufstelle im Kreis 4 verlagerte sich die Drogenszene in die Bäckeranlage. Eine provisorische Anlaufstelle soll nun Abhilfe schaffen. 

Der Leiter der K&A, Florian Meyer, führte am Mittwoch durch die Anlaufstelle. Zur Anlaufstelle gehören nicht nur Konsumationsräume, sondern auch WCs, Duschen, ein Aufenthaltsraum und eine Küche. Die Süchtigen erhalten auch medizinische Beratung und niederschwellige Unterstützung durch Sozialarbeiter.Nicht alle erhalten Eintritt: Ein sip züri-Mitarbeitender stelle sicher, dass sich nur Schwerstkonsumierende auf dem Areal aufhalten.  

Darum gehts

  • Vor einem Jahr wurde die Kontakt- und Anlaufstelle (K&A) für Drogenkonsumierende auf dem Kasernenareal geschlossen.

  • Danach verlagerte sich die Drogenszene im Kreis 4 in die Bäckeranlage.

  • Die Polizei erhöhte anschliessend ihre Patrouillentätigkeit, das Drogenproblem wurde dadurch aber nicht gelöst.

Im Sommer schien die Drogensituation in der Bäckeranlage zu eskalieren: Süchtige konsumierten in nächster Nähe zu Kindern Crack und andere Drogen, Dealer verkauften den Stoff auf dem Pausenplatz von Schulhäusern. «In der Umgebung der Bäckeranlage wird überall gedealt – und nicht nur Crack oder Base», sagte damals Kreis-4-Original Hansjürg Frischknecht. «In meiner Wohnsiedlung liegen sehr oft Spritzen rum. Viele Leute haben Angst.»

Nachdem die Politik ein hartes Durchgreifen gefordert hatte, erhöhte die Stadtpolizei Zürich ihre Patrouillentätigkeit. Das Drogenproblem löste sich nicht auf, sondern verlagerte sich an andere Orte in und um das Quartier. Daher hatte die Stadt im September angekündigt, auf dem Kasernenareal eine provisorische Kontakt- und Anlaufstelle (K&A) für Drogenkonsumierende zu eröffnen. Die K&A an der Kasernenstrasse 41 nimmt am Donnerstag den Betrieb auf, teilt die Stadt Zürich mit. Den rund 1000 drogenabhängigen Menschen in Zürich stehe somit wieder ein ausreichendes schadensminderndes Angebot im Kreis 4 zur Verfügung.

75 Prozent Crack- und Freebase-Süchtige

Am Mittwoch führte der Leiter der K&A, Florian Meyer, durch die Anlaufstelle. Die provisorische K&A-Kaserne verfügt – wie die beiden K&A Selnau und Oerlikon – über Räume für den inhalativen (vor allem Crack/Freebase) und den intravenösen Konsum. «Bei rund 75 Prozent der Konsumationen handelt es sich um Inhalationen, also um den Konsum von Crack oder Freebase», sagt Meyer. In der K&A Kaserne habe es dafür 19 Plätze. «Die Süchtigen haben 30 Minuten Zeit, im Raum zu konsumieren. Dann müssen sie raus.» 

Es gebe aber zahlreiche Leute, die in der Anlaufstelle blieben. «Viele Leute bleiben stundenlang im Karussell zwischen Konsumations- und Aufenthaltsraum.» Das «High» von Freebase dauere nur 3 bis 5 Minuten, jenes von Crack höchsten zehn Minuten. «Dann flaut die Wirkung ab, schon bald kehrt das Verlangen nach einem neuen High zurück», sagt Meyer. 

Im Fumoir-Zelt auf dem Areal dürfe geraucht und gedealt werden – ganz legal. «Der diskrete Mikrohandel mit Drogen von Schwerstabhängigen wird hier toleriert», sagt Meyer. «Wenn das nicht gemacht wird, findet es draussen statt – das will die Stadt und die Polizei nicht.»

«Entlastung fürs Quartier» 

Laut dem Vorsteher des Stadtzürcher Sozialdepartements, Stadtrat Raphael Golta, habe man in den letzten Jahren verschiedene Optionen für eine neue Kontakt- und Anlaufstelle im Kreis 4 geprüft. «Verschiedene Optionen haben sich leider zerschlagen. Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir innert kurzer Zeit eine gute Lösung finden konnten.»

Es sei wichtig, dass stark suchtkranke Menschen einen Ort hätten, wo sie geduldet seien und wo ihnen Hilfe zukomme, so Golta. «Ich bin überzeugt, dass die K&A zu einer Entlastung im Quartier führen wird und dass so eine Situation wie in der Bäckeranlage in Zukunft vermieden werden kann.» 

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