July 27, 2024

Ein ehemaliges Mitglied der marxistischen Gruppe «Der Funke» übt heftige Kritik. Der Organisation gehe es nur darum, den Mitgliedern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Daniel KrähenbühlMarino Walser

Darum gehts

  • Im Oktober 2023 machte die marxistische Organisation «Der Funke» auf sich aufmerksam, als sie die Veranstaltung «Intifada bis zum Sieg» an der Universität Zürich plante.

  • Auf der Onlineplattform Barrikade erhebt ein ehemaliges Mitglied von «Der Funke» schwere Vorwürfe. 

Die marxistische Organisation «Der Funke» – eine Schweizer Sektion der in Grossbritannien gegründeten und global aktiven «Internationalen Marxistischen Tendenz» – machte im Oktober 2023 mit der geplanten Veranstaltung «Intifada bis zum Sieg» an der Universität Zürich auf sich aufmerksam. 

Nun zeigt sich: Die Vereinigung ist auch bei linken Gruppierungen nicht unumstritten. Auf der Plattform Barrikade.info wird einem jungen Aussteiger eine Plattform für Kritik geboten. 

Rekrutierung

Meist werde man schnell zum Beitritt gedrängt, sehr schnell werde auch der Mitgliederbeitrag einkassiert, so der Aussteiger. «Man ist Mitglied, meist bevor man Zeit hat, sich über den ‹Funken› zu informieren […].» Neumitglieder sollten «nicht mehr aus den Augen gelassen werden», um sie ideologisch so gut und schnell wie möglich auf Funke-Linie zu bringen.

Ideologie

Der ideologischen Führungsperson Alan Woods dürfe nicht widersprochen werden. «Alles, was Woods sagt, ist Gesetz und darf auf keinen Fall hinterfragt werden. Wir sprechen hier von einem Mann, der die Urknalltheorie leugnet und mit dem Präsidenten von Venezuela befreundet ist.» Seine Meinungen werden allen Mitgliedern aufgedrückt.

Autoritäre Tendenzen

Die Unterdrückung abweichender Meinungen erinnere ans dunkle Kapitel in der Geschichte des Kommunismus, kritisiert der Autor. «Zum Schluss wurde ich einfach aufgefordert, bei Diskussionen nichts dazu zu sagen oder einfach die Meinung des ‹Funken› zu wiederholen, obwohl ich nicht dahinter stand und stehe.»

Mitgliederbeiträge

Da der «Funke» rund zehn sogenannte Fulltimer – also Berufsrevolutionäre – angestellt habe, seien die Ausgaben hoch. Und das «trotz des nicht sehr arbeiterfreundlichen Lohns» von 2750 Franken pro Monat. «Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Mitgliederbeiträge von 400 Franken und mehr keine Seltenheit sind», schreibt der Autor. Er sagt: «Der ‹Funke› nimmt seine eigenen Mitglieder aus, die Augen nur auf das Geld gerichtet.»

Der Nahostkonflikt

Politische Ereignisse dienten lediglich als Wachstumsmöglichkeit zum Selbstzweck. Bestes Beispiel dafür sei der Nahostkonflikt. «Teils wurde die Situation fast schon bejubelt. Das Ganze wird als ‹Palästina-Fenster› zum Wachsen propagiert.» Der «Funke» interessiere sich jedoch «einen Dreck» für die Zivilbevölkerung und Gaza oder sonst wo auf der Welt. Es gehe nur um den Aufbau der eigenen Organisation.

Das sagt «Der Funke»

Es sei kein Widerspruch, gegen den Genozid an der palästinensischen Bevölkerung zu kämpfen und gleichzeitig die Organisation aufzubauen, schreibt «Der Funke»-Mediensprecher Martin Kohler auf Anfrage. In der Arbeiterklasse gebe es eine riesige Empörung und einen Willen, wegen Israels Angriff aktiv zu werden gegen die Ungerechtigkeiten. «Wir bieten ihnen einen Weg zu kämpfen, indem wir das Problem an der Wurzel anpacken: beim Kapitalismus.»

«Der Funke» wolle die Menschheit von den Fesseln dieses Kapitalismus befreien. «Wer es ernst meint mit der Revolution, braucht eine ernsthafte Herangehensweise an die Finanzierung dieser Partei. Wir werden uns niemals durch Geld von irgendwelchen Reichen oder Institutionen korrumpieren lassen.» Um die Position «der Unterdrückten» konsequent einnehmen zu können, brauche es finanzielle Unabhängigkeit.

Andere Meinungen werden dabei laut Kohler durch inhaltliche Argumente geklärt. «Wer nicht oder nicht mehr einverstanden ist, kann sich jederzeit eine andere Organisation suchen. Wir haben demokratische Strukturen, in denen jeder seine Position, Kritik und Differenzen frei einbringen kann.»

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