July 27, 2024

Am Samstag fand in Zürich eine Grossdemo gegen Wohnungsnot statt. Die Geschichte von Lilly (5 Monate) und ihren Eltern zeigt, wie es jungen Familien in Zürich ergehen kann.

Manuel (35) und Jessica (36) mit Baby Lilly. Sie haben Erfahrung in der Wohnungssuche, die sich in Zürich äusserst schwierig gestalten kann.Nach 55 Bewerbungen erhielt das Paar endlich eine Wohnung – doch nur neun Monate später folgte bereits wieder die Kündigung, weil der Besitzer die Liegenschaft abreissen will.Lilly fliegt wegen Gentrifizierung aus der Wohnung beim Zürcher Irchelpark.

Darum gehts

  • Am Samstag fand in Zürich eine Demo gegen die «Wohnungskrise» statt.

  • Die Eltern Manuel (35) und Jessica (36) erzählen, wie es ihnen mit der Wohnungssuche ergangen ist. Nach 55 Bewerbungen erhielten sie endlich eine Wohnung.

  • Nach neun Monaten in der neuen Wohnung folgte bereits wieder die Kündigung.

  • Der Besitzer der Immobilien will das Haus abreissen und lukrativere Mini-Appartements bauen.

«Es ist eine Katastrophe», sagt Manuel (35), der Papa von Baby Lilly (5 Monate). «Nach wenigen Monaten in der neuen Wohnung erhielten wir bereits wieder die Kündigung.»

Die junge Familie nahm am Samstag an der Grossdemo gegen die Wohnungsnot in Zürich teil. Auf ihrem mitgebrachten Plakat schrieben sie, dass Baby Lilly bald aus der Wohnung geworfen wird. Das Paar erzählte 20 Minuten seine Geschichte.

Der Leidensweg der jungen Familie ist lang. «In der alten Wohnung wohnten wir zur Untermiete. Uns wurde versprochen, dass wir lange bleiben können. Aber dem war nicht so», schildert Jessica (36). Also machte sich das damals noch kinderlose Paar auf die Suche nach einer anderen Wohnung in Zürich.

Ein Jahr Suche mit vielen Enttäuschungen und Stress

«Mein Mann und ich haben uns bei über 50 Wohnungen beworben», erzählt Jessica. Exakt waren es 55 Bewerbungen – die jedes Mal mit der Hoffnung verbunden waren, die Wohnung zu bekommen.

Die vielen Enttäuschungen und der Aufwand für die Suche habe die Beziehung belastet und sie beide gestresst. «Ich erlitt in dieser Zeit zudem zwei Fehlgeburten», erzählt Jessica. Nach einjähriger Suche wurde das Paar endlich fündig: In der Nähe des Irchelparkes fanden sie eine 3-Zimmerwohnung für 2200 Franken und zogen ein. 

Dann kommt Lilly zur Welt. Die junge Familie ist glücklich. «Und auch bei dieser Wohnung hat man uns versprochen, dass wir zehn, zwanzig Jahre bleiben dürfen», so Jessica.

«Die Liegenschaft müsste nicht abgerissen werden»

Doch ihr Mann erzählt, was dann passierte: «Nach lediglich neun Monaten erhielten wir die Kündigung. Wir haben jetzt noch ein Jahr Zeit, dann wird das Haus abgerissen. Es ist wieder alles ungewiss für uns.» Seine Frau findet: «Die Liegenschaft ist völlig in Ordnung. Sie ist etwas älter, aber eine Sanierung würde reichen. Es wäre nicht nötig, sie abzureissen.»

Doch der Immobilienbesitzer setzt neu auf Mini-Appartements: Die spülen mehr Geld in die Kasse. Also wird das Haus abgerissen und mit anderem Grundriss neu gebaut. Man nennt das «Aufwertung» oder Gentrifizierung – genau das, wogegen die Demonstranten am Samstag in Zürich protestierten.

Ziel wäre eine Genossenschaftswohnung

«Es macht uns wütend und es erschöpft uns auch, daran zu denken, dass wir uns nun schon wieder auf Wohnungssuche machen müssen», sagt Jessica. «Immerhin sind wir mittlerweile Profis darin.» Ihr Ziel sei, eine Genossenschaftswohnung zu bekommen. «Aber da braucht man viel Glück.»

Das Paar wünsche sich einfach, endlich (Wohn-)Sicherheit zu haben und seine Familie aufbauen zu können. Jessica: «Wir möchten endlich ankommen und für Lilly ein langfristiges Zuhause schaffen.»

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Ja, meine Miete ist gestiegen.Ja, ich finde keinen bezahlbaren Wohnraum.Ja, ich werde auch aus der Wohnung geworfen.Nein, ich habe günstigen Wohnraum gefunden.Ich gebe viel Geld für meine Wohnung oder mein Haus aus – aber das ist es mir Wert.Ich habe Eigentum.Ich will nur die Resultate sehen.

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