July 27, 2024

Eine 56-jährige Psychoanalytikerin und ein älteres Ehepaar aus Bern werden brutal getötet – zwischen den Fällen liegen exakt fünf Jahre. An beiden Tatorten werden DNA-Spuren gesichert, die auf denselben Täter hinweisen – ein Verdächtiger konnte nun Jahre später festgenommen werden.

Darum gehts

  • Am 15. Dezember 2010 wurde im Zürcher Seefeld-Quartier eine 56-jährige Frau in ihrer Praxis erstochen.

  • Exakt fünf Jahre später wurden in Laupen BE eine 64-jährige Frau und ihr 74-jähriger Ehemann in ihrer Wohnung getötet.

  • In beiden Fällen konnten DNA-Spuren gesichert werden – diese wiesen auf ein und denselben mutmasslichen Täter hin.

  • Am Montag, 13 Jahre nach dem ersten Tötungsdelikt, konnte ein Verdächtiger festgenommen werden – seine DNA stimmt mit den gefundenen Spuren überein.

Es war ein winterlicher Mittwochabend, als die Stadtpolizei Zürich am 15. Dezember 2010 die Meldung erhielt, dass eine Frau regungslos in einer Praxis an der Wildbachstrasse im Zürcher Seefeld-Quartier liegt. Schnell stellte sich heraus, dass die Frau, eine 56-jährige Psychoanalytikerin, erstochen wurde. Sie hinterliess einen Ehemann und eine damals 14-jährige Tochter.

Die 56-jährige Psychoanalytikerin wurde 2010 im Zürcher Seefeld-Quartier erstochen.

Tags darauf durchsuchte die Zürcher Kantonspolizei das Quartier nach Spuren und Hinweisen – auch nach der Tatwaffe hielt man Ausschau, gefunden wurde sie aber nie. Am Tatort konnte die DNA eines Mannes gesichert werden. Doch keines der gefundenen Indizien führte zum Täter. Die Polizei führte gar den ersten Massen-DNA-Test der Schweizer Geschichte durch und nahm dabei Proben von über 400 Männern. Ohne Erfolg.

Die Polizei durchsuchte das gesamte Quartier nach Hinweisen.

Fünf Jahre später – zwei weitere Leichen

Die Jahre verstreichen, ohne dass der Fall geklärt werden konnte. Am 18. Dezember 2015 rückte die Kantonspolizei in Bern nach Laupen aus: In einer Wohnung an der Bösingenstrasse trafen die Polizisten auf zwei Leichen – eine 64-jährige Frau und ihren zehn Jahre älteren Ehemann. An den leblosen Körpern erkannte die Polizei, dass sie scharfer und zusätzlich massiver stumpfer Gewalteinwirkung ausgesetzt wurden. Bei der Tatwaffe soll es sich gemäss «Blick» um eine Axt gehandelt haben, die der Ehemann kurz zuvor gekauft hatte.

Der 74-Jährige hätte am besagten Tag seinen Geburtstag feiern sollen, stattdessen fand ihn sein Sohn in einer Blutlache vor. Untersuchungen zeigten letztlich, dass das Ehepaar bereits Tage zuvor getötet wurde – am 15. Dezember. Exakt fünf Jahre nach dem Tötungsdelikt in Zürich-Seefeld.

Genau fünf Jahre, nachdem die 56-Jährige in Zürich-Seefeld einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen war, wurde in Bern ein älteres Ehepaar getötet.

Zürich-Seefeld und Laupen – es war derselbe Täter

Im Zuge der Ermittlungen wurde der Peugeot des Ehepaars in der Stadt Bern gefunden. Bei der Spurensicherung stellte die Polizei die DNA des mutmasslichen Täters sicher. Schnell merkten die Ermittler: Die DNA-Spur war identisch mit jener, die bereits fünf Jahre zuvor am Tatort in der Praxis im Zürcher Seefeld gefunden wurde.

Doch auch diese neue Erkenntnis und ein Massen-DNA-Test bei über hundert Männern in Bern brachten die Polizei nicht weiter – die DNA konnte niemandem zugeordnet werden. So blieb der Täter unbekannt und auf freiem Fuss. Die Ermittler tappten im Dunkeln, die Kantonspolizeien Bern und Zürich setzten 2017 gemeinsam eine Belohnung von 30’000 Franken für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters führen.

Parallelen zwischen den Tötungsdelikten

Neben der DNA, die bei beiden Tötungsdelikten übereinstimmte, gibt es weitere Parallelen zwischen den Fällen. Einerseits fällt das identische Datum auf, an dem die Delikte begangen wurden. Unklar ist aber, ob es sich dabei nur um einen Zufall handelt oder ob der 15. Dezember eine Bedeutung hat. Weiter wurde bekannt, dass das Opfer vom Seefeld in den 90er-Jahren im bernischen Ostermundigen lebte, rund 25 Kilometer von Laupen entfernt.

Nach jahrelangen Ermittlungen gelang nun der Durchbruch: Am Freitag gab die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft bekannt, dass ein dringend tatverdächtiger 45-jähriger Spanier verhaftet wurde. Die Kantonspolizei Bern konnte ihn bei seiner Einreise in die Schweiz am Montag anhalten.

Ein DNA-Vergleich zeigt: Seine DNA stimmt mit den DNA-Spuren überein, die an den Tatorten in Zürich und Bern gefunden wurden. Zudem soll der 45-Jährige zum Zeitpunkt der beiden Tötungsdelikte in den jeweiligen Kantonen gewohnt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die drei Opfer kannte. Laut der Oberstaatsanwaltschaft ist der Beschuldigte derzeit nicht geständig.

Es bleiben Fragen offen

Wie die Polizei den Verdächtigen ausfindig machen konnte, wie lange man seine Identität bereits kannte und weshalb es erst jetzt zu einer Festnahme kam, ist weiterhin unklar. Wie die Oberstaatsanwaltschaft gegenüber 20 Minuten sagt, liefert Spanien aber grundsätzlich keine eigenen Staatsangehörigen aus.

Die Frage, ob in diesem Fall eine Phänotypisierung zum Erfolg führte, verneint der zuständige Staatsanwalt. Mit dieser Methode können anhand der DNA äusserliche Merkmale einer mutmasslichen Tatperson herausgelesen werden – etwa die Haar-, Haut- und Augenfarbe.

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