September 8, 2024

Wer freundlich ist, kriegt den Kaffee beim Sihlpost-Barista günstiger. Das kommt so gut an, dass viele freiwillig mehr bezahlen.

Sihlpost-Barista: Darum gehts

  • Ein Kaffee kostet in der «Coffee Bar» in der Sihlpost vier Franken.

  • Wer besonders freundlich bestellt, bezahlt nur die Hälfte.

  • Das findet Anklang – viele Kundinnen und Kunden bezahlen freiwillig mehr.

Wer in den letzten vier Monaten die Sihlpost neben dem Zürcher Hauptbahnhof aufgesucht hat, kennt das Schild: Die «Coffee Bar» in der Postfiliale wirbt damit, dass der Kaffee günstiger ist, wenn man freundlich bestellt. Wer Bitte sagt, bezahlt drei statt vier Franken. Und wer auch einen guten Tag wünscht, kriegt den Kaffee zum halben Preis.

Wer freundlich bestellt, kriegt den Kaffee beim Barista in der Sihlpost günstiger.

Ist das bloss ein Werbegag oder steckt mehr dahinter? 20 Minuten wollte es genau wissen und hat den Barista in der Sihlpost besucht. «Wer freundlich bestellt, bezahlt tatsächlich weniger», sagt der gebürtige Pole Radoslaw Kubieniec, der die «Coffee Bar» im Dezember 2023 eröffnete.

Wer freundlich bestellt, bezahlt weniger – was hältst du davon?

Viele bezahlen freiwillig mehr

«Fast alle, die bei mir Kaffee holen, haben das Schild gesehen», sagt der Barista. «Sie bestellen dann freundlich und mit einem Lachen im Gesicht.» So koste der Kaffee nur zwei Franken. Viele fänden den «Freundlichkeitsrabatt» aber so toll, dass sie freiwillig mehr bezahlten.

Der gebürtige Pole Radoslaw Kubieniec in seiner Kaffeebar in der Zürcher Sihlpost.

Kubieniec wohnt seit 2016 in der Schweiz und arbeitete zuerst beim Stettfurter Familienbetrieb Gamper Chicorée. Davor hatte er sechs Jahre in Deutschland gelebt, nun hat er sich selbstständig gemacht.

«Die Schweizer sind immer freundlich»

Die Schweizerinnen und Schweizer wirkten teils gestresst, aber sie seien immer freundlich, sagt der Barista. Viele seiner Kundinnen und Kunden seien beruflich in Zürich und holten am Morgen oder in der Arbeitspause einen Kaffee. Andere besuchten die Post, um Briefe und Pakete aufzugeben – und blieben dann an seiner Kaffeebar hängen.

Wer an der HWZ studiert, bezahlt bei «Rado» mit Studi-Ausweis nur die Hälfte für Heissgetränke.

Auch die Studierenden der Hochschule für Wirtschaft Zürich, die gleich um die Ecke liegt, seien oft in der «Coffee Bar». Sie bezahlen mit Studentenausweis nur die Hälfte für Heissgetränke.

Er marschierte einfach rein und überzeugte die Post

Seine Bar habe er zuerst auf dem Bahnhofplatz, in einer Galerie und einem Einkaufscenter eröffnen wollen, erzählt Kubieniec. Das klappte aber nicht. Dann sei er einfach in die Sihlpost reinmarschiert und habe der Person am Schalter gesagt, dass die Post unbedingt eine Kaffeebar brauche.

Die Preise in «Rados» Kaffeebar.

Die Post gab ihm eine Chance, der Probemonat verlief erfolgreich. Der Standort sei perfekt, mit hoher Frequenz, nahe beim Bahnhof und der HWZ, sagt «Rado», der bei der Post eine Miete für seine Bar bezahlt.

Auch er findet in Zürich keine Wohnung

Er wohnt im Thurgau und überlegt sich nun, nach Zürich zu ziehen. Doch das sei schwierig, die Wohnungen sind ihm zu teuer. Im Thurgau bezahle er für einen 2,5-Zimmer-Neubau inklusive Nebenkosten 1400 Franken im Monat, in Zürich koste es schnell das Doppelte.

Er würde gerne nach Zürich ziehen – doch das sei schwierig.

Er arbeite fast jeden Tag, oft von acht bis 20 Uhr, viel verdiene er nicht, gemeinsam mit seiner Freundin könne er die Bar aber stemmen. Nun wolle er jeden Monat etwas mehr Umsatz machen und eine positive Beziehung zu seinen Kundinnen und Kunden aufbauen. Laufe es gut, könne er vielleicht schon bald eine weitere Person anstellen.

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