July 26, 2024

Auch für in Israel lebende Araber hat die Eskalation im Israel-Krieg Folgen. Eine Palästinenserin teilt ein Food-Video – die Polizei verhaftet sie deswegen.Muslime Israel Krieg

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Muslimin, die in Israel studiert, teilte am 8. Oktober ein Kochvideo.
  • Weil sie im übertragenen Sinn von einem «Sieg» spricht, wird sie danach verhaftet.
  • Mit den Hamas-Angriffen hatte der Clip aber nichts zu tun, betont sie.

Die Nerven im Nahen Osten liegen seit den Hamas-Angriffen im Israel-Krieg blank. Israel greift nach dem 7. Oktober durch – im Gazastreifen und im Westjordanland, aber auch im eigenen Land. Das spüren auch Palästinenser, die selbst in Israel leben.

Der «Spiegel» berichtet nun über den Fall von Bayan Khateeb. Die Palästinenserin lebt in Israel und studiert an der Technischen Universität in der Stt Haifa. Sie hat auch viele jüdische Freunde.

Doch am 8. Oktober teilte Khateeb ein Video, das ihr später um die Ohren fliegt. Sie schickte Aufnahmen einer selbst gekochten Schakschuka – eines Eiergerichts – in eine Freundesgruppe. Dazu schreibt sie, dekoriert mit einem Palästina-Flagge-Emoji: «Bald können wir eine Sieges-Schakschuka essen.»

Studentin dementiert Zusammenhang mit Israel-Krieg

Gegenüber der Nachrichtenwebseite sagt sie, sie habe dabei überhaupt nicht an die Hamas-Angriffe gedacht. Ihr «Sieg» sei, dass sie ein solches Gericht hingekriegt habe. Denn ihre Freunde hätten sie oft wegen ihrer Kochkünste kritisiert.

«Es ging nicht um den Krieg. Es war ein Sieg im Kochen», so Khateeb. Die Botschaft an ihre Freundinnen lautete demnach: «Ich habe es euch bewiesen, ich habe gewonnen, ich kann doch kochen.»

HamasIsraelIsraelPalästinaSchakschuka

Von der Hamas distanziert sich die muslimische Studentin: «Kein klar denkender Mensch kann so ein Blutvergiessen gut finden. Die Bilder der Toten vom 7. Oktober sind furchtbar schmerzvoll für alle – auch für mich.»

Eine Freundin sah das hingegen ein bisschen anders und verbreitete den Clip weiter. So wurde Khateeb danach im Internet beispielsweise als Terroristin beschimpft.

Selbst Mitstudierende hätten ihr geschrieben und gesagt, dass sie nicht mehr am gleichen Ort wie sie studieren wollen. Niemand habe gefragt, was denn mit dem Sieg wirklich gemeint gewesen sei.

«Schlimmste Tage für die Meinungsfreiheit»

Am 25. Oktober kommt es dann noch schlimmer für die Palästinenserin. Die Polizei nahm sie fest und sie landete im Gefängnis, wo sie gemäss eigenen Aussagen schlecht behandelt wurde.

Am Tag darauf wurde sie zwar wieder aus der Haft entlassen. Allerdings schloss ihre Universität sie anschliessend aus, zudem verlor sie ihre Jobs.

Israel Krieg

Der israelische Menschenrechtsanwalt Michael Sfard ordnet den Fall ein. Er zeigt sich angesichts der Lage in Israel besorgt: «Dies sind die schlimmsten Tage für die Meinungsfreiheit und den politischen Diskurs, die ich je in Israel erlebt habe.»

Seit der Eskalation im Israel-Krieg haben die israelischen Behörden die Praxis deutlich verschärft. Die Zahl der Verfahren zu Terrorismus-Vorwürfen seit dem 7. Oktober ist bereits höher als diejenige der letzten fünf Jahre zusammen.