July 27, 2024

Publiziert: 25.02.2024, 16:24Aktualisiert vor 1 Stunde

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Gaza-Krieg belastet die Beziehungen Israels zu den USA als wichtigsten Verbündeten immer stärker.

  • Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sieht den Hamas-Chef Jihia al-Sinwar als Schlüsselfigur im Gaza-Krieg und für die Freilassung der Geiseln.

  • Der Weltsicherheitsrat hat erstmals eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen per Resolution gefordert.

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13:24 UhrEx-Geisel bezeugt sexuelle Gewalt durch Hamas: Israel spricht von «Weckruf»

Nach den Berichten einer ehemaligen Hamas-Geisel über sexuelle Misshandlung während ihrer 55-tägigen Gefangenschaft appelliert die israelische Armee an die internationale Gemeinschaft, den Druck auf die radikalislamische Hamas zu erhöhen. Die furchtbaren Schilderungen seien «ein Weckruf», sagte Armee-Sprecher Daniel Hagari in der Nacht zum Mittwoch. Die Welt müsse mehr Druck auf die Palästinenserorganisation ausüben und alles tun, «um unsere Geiseln zu befreien».

In einem langen Interview mit der Zeitung «New York Times» hatte die 40-jährige israelische Anwältin Amit Soussana als erste freigelassene Geisel öffentlich über sexuelle Gewalt und Erniedrigungen berichtet, die sie während ihrer Gefangenschaft durch die Hamas erlitten hatte. Das Interview war am Mittwoch auch auf den Titelseiten zahlreicher israelischer Tageszeitungen zu finden – manche berichteten in mehrseitigen Artikeln.

Amit Soussana (rechts, von einer Freundin umarmt) in der Nähe ihres Hauses, in dem sie entführt wurde.

Soussana war bei dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober aus dem Kibbuz Kfar Aza verschleppt worden. Sie wurde nach eigenen Angaben von mindestens zehn Männern entführt, geschlagen und in den Gazastreifen gebracht. Nach einigen Tagen in Gefangenschaft habe ein Entführer begonnen, ihr Fragen zu ihrem Sexualleben zu stellen, berichtet die 40-Jährige in dem Zeitungsinterview.

Sie sei allein und angekettet in einem Kinderzimmer festgehalten worden. Nach mehreren Wochen habe sie ihr Bewacher, der sich Muhammad nannte, mit vorgehaltener Waffe in einen Raum gebracht und «mit der auf mich gerichteten Waffe zu einer sexuellen Handlung» gezwungen. Am 30. November war die Israelin während einer Feuerpause freigelassen worden.

«Amit Soussana spricht im Namen aller Opfer der abscheulichen sexuellen Verbrechen und Aggressionen der Hamas, (…) aller Frauen auf der ganzen Welt», schrieb Israels Präsident Isaac Herzog als Reaktion auf das Interview im Onlinedienst X. (AFP)

11:20 UhrTote nach Beschuss in israelisch-libanesischer Grenzregion

Bei gegenseitigem Beschuss an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon hat es mehrere Tote gegeben. Bei einem israelischen Angriff wurden in der Nacht zu Mittwoch sieben Menschen im Süden des Libanon getötet, wie die libanesische Staatsagentur NNA berichtete. Bei Angriffen aus dem Libanon auf Nordisrael wurde Sanitätern zufolge am Mittwochmorgen ein Mann getötet.

Israels Armee teilte mit, in der Nacht hätten Kampfflugzeuge im Süden des Nachbarlandes ein Militärgelände angegriffen. Auf dem Gelände sei ein bedeutender Terrorist der Organisation «Al-Dschamaa al-Islamija», der Angriffe auf israelisches Gebiet durchgeführt habe, eliminiert worden, hiess es weiter. Auch mehrere seiner Begleiter seien getötet worden. Die Armee sprach von Terroristen. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die sunnitische Organisation aus dem Libanon hatte zuvor verkündet, den Kampf der schiitischen Hisbollah-Miliz gegen Israel zu unterstützen. Die kleine Gruppierung ist mit der Muslimbruderschaft verbunden.

Bei den Toten soll es sich um medizinisches Personal handeln

Die libanesische Staatsagentur NNA meldete, feindliche Kampfflugzeuge hätten in der Nacht ein medizinisches Zentrum einer der Gruppe getroffen. Bei den sieben Toten soll es sich den Angaben nach um medizinisches Personal handeln. Zudem seien vier Zivilisten verletzt worden. Die Angaben liessen sich zunächst ebenfalls nicht unabhängig verifizieren.

Die Hisbollah kündigte nach dem Angriff Vergeltung an. Kämpfer hätten am Mittwochmorgen Dutzende Raketen auf den israelischen Grenzort Kiriat Schmona gefeuert. Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom wurde bei einem Raketeneinschlag in einem Gebäude in dem Ort ein 25 Jahre alter Mann getötet. Er habe in der Stadt gearbeitet. Israelischen Medien zufolge soll er Mitglied der Arabisch sprechenden drusischen Minderheit in Israel sein.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah. Die vom Iran unterstützte Miliz, die auch enge Verbindungen zur Hamas unterhält, meldete seit Ausbruch des Gaza-Krieges mehr als 240 getötete Kämpfer. In beiden Ländern wurden als Folge des gegenseitigen Beschusses auch Zivilisten getötet. Zehntausende Anwohner verliessen zudem auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. (DPA)

05:05 UhrDie Nacht auf Mittwoch im Überblick

Die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Die israelische Verhandlungsdelegation wurde laut Medienberichten bis auf ein kleines Team aus Katar zurückbeordert, was zu Schuldzuweisungen zwischen den USA und Israel führte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte am Dienstag nach Angaben seines Büros: «Die Position der Hamas beweist eindeutig, dass sie nicht an einer Fortsetzung der Verhandlungen über einen Deal interessiert ist, und ist ein trauriger Beweis für den Schaden, den die Entscheidung des Weltsicherheitsrats angerichtet hat.» Die US-Regierung wies seine Äusserung prompt zurück: Die Erklärung, dass die Hamas den jüngsten Vorschlag in den Geisel-Verhandlungen wegen der UNO-Resolution zurückgewiesen habe, sei «in fast jeder Hinsicht ungenau, und sie ist unfair gegenüber den Geiseln und ihren Familien», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Dienstag in Washington.

Mit einer völkerrechtlich bindenden Resolution hatte der Weltsicherheitsrat am Vortag erstmals seit Kriegsbeginn eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Die USA hatten auf ihr Vetorecht verzichtet. Hintergrund ist die katastrophale humanitäre Lage in Gaza und die Sorge vor einer israelischen Bodenoffensive in der im Süden des abgeriegelten Küstengebiets gelegene Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten. Die Hamas teilte daraufhin mit, sie beharre bei den Verhandlungen auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand, einschliesslich eines vollständigen israelischen Abzugs aus Gaza.

Die Hamas habe «alle US-Kompromissvorschläge abgelehnt, während sie die Resolution des Weltsicherheitsrats feiert», sagte Netanyahu. US-Aussenamtssprecher Miller betonte dagegen, die Hamas habe bereits vor dem Votum im UN-Sicherheitsrat ihre Antwort auf den jüngsten Verhandlungsvorschlag vorbereitet und nicht nach der Abstimmung.

Israels Verteidigungsminister zu Gesprächen in Washington

Der Streit um die festgefahrene Situation dürfte die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Netanyahu und der Regierung von US-Präsident Joe Biden zusätzlich belasten. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant traf am Dienstag in Washington mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zusammen, um die Situation zu entschärfen. «Die Verhandlungen über die Geiseln und die Positionen der Hamas erfordern, dass wir uns bei unseren militärischen und diplomatischen Bemühungen die Hände reichen und den Druck auf die Hamas erhöhen», sagte Galant nach Mitteilung des Pentagons zu Beginn des Treffens mit Austin. In dem gemeinsamen Gespräch habe Austin betont, dass die USA und Israel eine «moralische Verpflichtung» dazu hätten, die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen. Es gebe auch ein «strategisches Interesse» daran.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant in Washington. (26. März 2024)

Die US-Regierung hatte Israel zuletzt mehrfach deutlich vor einer Bodenoffensive in Rafah gewarnt. Präsident Biden forderte sogar ein, dass Israel eine Delegation nach Washington schickt, auch um Alternativen zu erläutern. Netanyahu sagte den Besuch seiner Entsandten jedoch am Montag in letzter Minute erbost ab, nachdem der UNO-Sicherheitsrat mithilfe der USA die Resolution mit der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe verabschiedet hatte.

Bericht: Rufe in Israel nach mehr Unabhängigkeit von US-Einfluss

Die Entscheidung Washingtons, die Verabschiedung der Resolution zuzulassen, ermutige populistische Stimmen in Israel, die eine grössere Unabhängigkeit des Landes vom amerikanischen Einfluss forderten, schrieb das «Wall Street Journal» am Dienstag. «Israel ist insbesondere von amerikanischen Waffen übermässig abhängig geworden», sagte Caroline Glick, eine israelische Kolumnistin und ehemalige Beraterin Netanyahus, der US-Zeitung. Der israelische Verteidigungsminister Galant hatte sich kürzlich in einem Brief an die US-Regierung dazu verpflichtet, US-Waffen nur in Einklang mit internationalem Recht einzusetzen. Auf die Frage, ob die USA zum Ergebnis gekommen seien, dass Israel nicht gegen das Völkerrecht verstossen habe, sagte der Aussenministeriumssprecher Miller am Dienstag, es gebe noch keine endgültige Beurteilung, der Prozess dauere an.

Bericht: Verhandlungen dürften trotz Sackgasse bald weitergehen

Am Wochenende hatten sich ranghohe Vertreter der Vermittler Katar, Ägypten und der USA in der katarischen Hauptstadt Doha mit der israelischen Delegation unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, getroffen, um zu versuchen, die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln voranzutreiben. Am Montag hiess es, Israel habe sich bereiterklärt, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln einige hundert palästinensische Häftlinge mehr freizulassen als bisher zugestanden worden war. In der Nacht gab dann die Hamas bekannt, sie beharre auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand. Damit sei klar gewesen, «dass wir uns in einer Sackgasse befinden und dass die Hamas ungeachtet der israelischen Kompromissbereitschaft nicht vorankommen will», zitierte das Nachrichtenportal «Axios» einen Beamten Israels.

Kurz darauf habe Barnea sein Verhandlungsteam grösstenteils nach Hause beordert. Laut israelischen Medien liess er jedoch ein kleines Team in Katar, um die Gespräche fortzusetzen. Die US-Regierung, Katar und Ägypten bewerteten die derzeitige Situation lediglich als «Pause» in den Gesprächen und erwarteten, dass die Verhandlungen in einigen Tagen wieder aufgenommen werden, zitierte «Axios» eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle. Die israelische Delegation sei zu internen Konsultationen nach Hause zurückgekehrt. «Alle wollen die Gespräche fortsetzen, also glauben wir nicht, dass es vorbei ist», sagte die Quelle demnach.

Israel setzt Bombardierung Gazas fort

Das israelische Militär setzt unterdessen die Bombardierung des Gazastreifens fort. Im Laufe des vergangenen Tages hätten Kampfflugzeuge mehr als 60 Ziele in dem Küstengebiet angegriffen, teilte die Armee am Dienstag mit. Sie bestätigte zudem die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff vor zwei Wochen. «Wir haben alle Geheimdienstinformationen überprüft und die Gewissheit erlangt», sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Dienstagabend. Issa und ein weiterer Hamas-Führer seien bei einem «komplexen und präzisen Angriff» der israelischen Luftwaffe getötet worden. Israel hatte vor zwei Wochen über den Angriff auf einen Tunnel berichtet, in dem Issa vermutet wurde, wollte seinen Tod damals aber noch nicht bestätigen.

Eine von der Hamas in den Gazastreifen entführte Israelin hat derweil als erstes Opfer der Islamisten öffentlich über dort erlittenen sexuellen Missbrauch und Folter gesprochen. Sie sei während ihrer Gefangenschaft immer wieder tätlichen Angriffen, Folter, Demütigungen und angsteinflössenden Situationen ausgesetzt gewesen, sagte die 40-Jährige der «New York Times» (Dienstag). Ende November, als Israel und die Hamas 110 Geiseln gegen rund 400 palästinensische Häftlinge austauschten, war sie freigekommen.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober den Süden Israels überfallen. Sie töteten 1200 Menschen und verschleppten 250 nach Gaza. Es war der Auslöser des Kriegs. (DPA)

02:50 UhrUS-Regierung weist Stellungnahme von Netanyahu zurück

Die US-Regierung hat eine Aussage des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zurückgewiesen, wonach die jüngste Resolution des UNO-Sicherheitsrates den Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine Freilassung von Geiseln geschadet habe. Der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, sagte am Dienstag in Washington, die Erklärung, dass die Hamas den jüngsten Vorschlag in den Geisel-Verhandlungen wegen der UNO-Resolution zurückgewiesen habe, sei «in fast jeder Hinsicht ungenau, und sie ist unfair gegenüber den Geiseln und ihren Familien».

Die Hamas habe bereits vor dem Votum im UNO-Sicherheitsrat ihre Antwort auf den jüngsten Verhandlungsvorschlag vorbereitet und nicht nach der Abstimmung, betonte er. Ausserdem sei die Darstellung der Hamas-Antwort, die in der Öffentlichkeit kursiere, nicht korrekt. Miller schob nach, die US-Regierung werde sich in der Frage nicht auf «rhetorische Ablenkungsmanöver» einlassen, sondern sich weiter um die Freilassung der Geiseln bemühen.

Netanyahus Büro hatte am Dienstag eine Stellungnahme veröffentlicht und darin beklagt, dass die Hamas in den Geisel-Verhandlungen einen US-Kompromissvorschlag zurückgewiesen habe. Netanyahu sagte demnach: «Die Position der Hamas beweist eindeutig, dass sie nicht an einer Fortsetzung der Verhandlungen über einen Deal interessiert ist, und ist ein trauriger Beweis für den Schaden, den die Entscheidung des Weltsicherheitsrats angerichtet hat.» (DPA)

Gestern, 23:06Hamas meldet mindestens zwölf Tote bei Luftangriff auf Flüchtlingscamp

Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben der radikalislamischen Hamas mindestens zwölf Menschen getötet worden. Unter den Toten seien auch Kinder, erklärte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in dem Palästinensergebiet. Der Angriff habe ein Zelt für Vertriebene in der Küstenregion Al-Mawasi westlich der Stadt Chan Junis getroffen, hiess es weiter. 

Das israelische Militär erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, es prüfe den Vorfall. In Al-Mawasi leben derzeit tausende Palästinenser, die durch den seit fast sechs Monaten andauernden Krieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden und dort in behelfsmässigen Zelten untergekommen sind. Viele von ihnen waren aus dem Gebiet um das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza geflohen, das von der israelischen Armee angegriffen wurde. 

Auch das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis befindet sich Augenzeugen zufolge unter Beschuss. Zeugen berichteten AFP am Dienstag, dass Schüsse auf das weitläufige Gelände abgefeuert worden seien, das Gebäude aber noch nicht gestürmt wurde. Das Krankenhaus beherbergt den Angaben zufolge tausende Vertrieben. (AFP)

Gestern, 22:39Angehörige melden Tod weiterer in den Gazastreifen entführter israelischer Geisel

Israel hat den Tod einer weiteren während des Angriffs der Hamas am 7. Oktober entführten Geisel bekanntgegeben. Der zweifache Familienvater Uriel Baruch, der vom Supernova-Musikfestival entführt worden war, sei tot, erklärten zwei Gruppen, die Familien von Geiseln vertreten, am Dienstag. 

Die israelische Armee habe seiner Familie mitgeteilt, dass sein Leichnam im Gazastreifen festgehalten werde, erklärte die Organisation Tikva Forum. Eine andere Gruppe, das Forum der Geiseln und vermissten Familien, bestätigte, dass Baruch getötet wurde und beschrieb den Vater eines fünf und eines acht Jahre alten Kindes als «fröhlichen Menschen, der das Leben liebte und gerne Spass hatte». Uriels Leichnam werde «immer noch von der Hamas festgehalten», hiess es in der Erklärung weiter. (AFP)

Gestern, 14:04Israels Staatspräsident: Müssen Hamas-Chef tot oder lebendig fassen

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog sieht den Hamas-Chef Jihia al-Sinwar als Schlüsselfigur im Gaza-Krieg und für die Freilassung der Geiseln. «Am Ende gibt es keine Wahl», sagte Herzog am Dienstag in Jerusalem. «Wir müssen den Kampf fortsetzen und wir müssen Sinwar fassen – tot oder lebendig – damit wir die Geiseln wieder zurück zu Hause sehen können.»

Mit Blick auf die Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge sagte Herzog: «Die Realität ist – und die Welt und wir müssen uns dem stellen – dass alles mit Jihia al-Sinwar beginnt und endet. Er ist es, der die Entscheidung für das Oktober-Massaker gefällt hat, er hat seitdem danach gestrebt, das Blut Unschuldiger zu vergiessen, er ist es, der die regionale Lage eskalieren lassen will, den Ramadan entweihen, alles tut, um Koexistenz in unserem Land und der ganzen Region zu zerstören und Zwietracht zwischen uns und rund um die Welt zu säen.» (DPA)

Gestern, 14:01UNRWA-Chef hofft auf Wiederaufnahme der Unterstützung der Schweiz

Philippe Lazzarini, Direktor des Palästinenser-Hilfswerks UNRWA, ist in Genf von Aussenpolitikern des Nationalrats angehört worden. Er hoffe, dass die Schweiz und die EU ihre Unterstützung für das Hilfswerk wieder aufnehmen, sagte Lazzarini danach vor den Medien. «Es ist wichtig, dass die Schweiz weiterhin der Partner ist, der sie bisher war», sagte der Direktor des Uno-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) vor Medienvertretern. Die Finanzierung des UNRWA sei bis Ende Mai gesichert.

Kurz zuvor hatte Lazzarini eine einstündige Diskussion mit der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats (APK-N) beendet. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat seinen jährlichen Beitrag von 20 Millionen Franken sistiert, nachdem Vorwürfe laut wurden, dass 12 Angestellte der Uno-Agentur in das Massaker vom 7. Oktober involviert gewesen seien. (SDA)

Hamas: Zwölf Palästinenser ertrinken nach Abwurf von Hilfsgütern über dem Meer

Aus der Luft abgeworfene Hilfsgüter für den Gazastreifen haben nach Angaben der Hamas zum Tod von 18 Menschen geführt. Zwölf von ihnen seien ertrunken, als sie Hilfsgüter aus dem Meer holen wollten, sechs weitere seien im Menschengedränge ums Leben gekommen, teilte die islamistische Palästinenserorganisation am Dienstag mit.

Die Hamas rief dazu auf, den Abwurf von Hilfsgütern von Flugzeugen aus einzustellen. «Wir fordern die sofortige und schnelle Öffnung von Landübergängen, damit humanitäre Hilfe das palästinensische Volk erreichen kann», erklärte die Organisation.

Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) befinden sich die dort lebenden 2,4 Millionen Palästinenser am Rande einer Hungersnot. Wegen der Absperrung des Gazastreifens haben bereits mehrere Staaten Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Auch die Bundeswehr beteiligt sich daran.

Vor gut zwei Wochen waren fünf Menschen ums Leben gekommen, als sich der Fallschirm eines Hilfspakets nicht geöffnet hatte. Die Lieferung war ungebremst auf das Dach eines Hauses gestürzt, in dem sich Menschen in der Hoffnung auf Hilfsgüter versammelt hatten. (AFP)

Gestern, 05:24Die Nacht auf Dienstag im Überblick

Im Gaza-Krieg sind die Fronten auch nach der Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer «sofortigen Waffenruhe» per Resolution weiter verhärtet. Während UNO-Generalsekretär António Guterres mit Nachdruck eine Umsetzung der Resolution verlangte, bekräftigte die islamistische Hamas ihre Forderung eines dauerhaften Waffenstillstands – und gab Israel am Montagabend die Schuld, dass es bisher keine Einigung über ein Abkommen für eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln gibt. Zwischen Israel und dem wichtigen Verbündeten USA wiederum kam es zu grösseren Verstimmungen: Aus Ärger, dass die Amerikaner der Resolution zum Erfolg verhalfen, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu eine Delegationsreise nach Washington in letzter Minute ab. Die US-Regierung reagierte irritiert und bemühte sich gleichzeitig darum, die Israelis zu besänftigen und die Bedeutung der Sicherheitsrats-Resolution herunterzuspielen.

USA: Resolution ist nicht bindend

«Es handelt sich um eine nicht bindende Resolution, die keinerlei Auswirkungen auf Israel und dessen Fähigkeit hat, weiterhin gegen die Hamas vorzugehen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Dabei sind Resolutionen des Weltsicherheitsrats sehr wohl völkerrechtlich bindend. Generalsekretär Guterres forderte denn auch, die Resolution müsse umgesetzt werden. «Ein Scheitern wäre nicht zu verzeihen», mahnte er am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter.

Diverse Nachfragen, ob die Beziehung zwischen Israel und den USA – und konkret zwischen Netanyahu und US-Präsident Joe Biden – an einem Tiefpunkt angelangt sei, wiegelte Kirby am Montag ab. Das sei nicht der Fall. «Israel ist nach wie vor ein enger Verbündeter und ein Freund», betonte der Kommunikationsdirektor, schob jedoch nach: «Das bedeutet nicht, dass wir in allem übereinstimmen, und meine Güte, das tun wir nicht.»

Hamas schaltet in Verhandlungen auf stur

Die Hamas liess am Montagabend jedoch wissen, den Vermittlern sei mitgeteilt worden, dass man an der ursprünglichen Position festhalte. Diese sehe neben einem «umfassenden Waffenstillstand» auch den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Vertriebenen und einen «echten» Gefangenenaustausch vor. Grund sei, dass Israel «auf keine der grundlegenden Forderungen unseres Volkes und unseres Widerstands eingegangen ist». Israels Ministerpräsident Netanyahu «und seine extremistische Regierung tragen die volle Verantwortung dafür, dass sie alle Verhandlungsbemühungen vereitelt und eine Einigung bisher verhindert haben», hiess es.

Eine palästinensische Familie läuft in den Trümmern von Gaza-City. (25. März 2024)

Israel hat die Forderung nach einem vollständigen Rückzug der Truppen und einem dauerhaften Waffenstillstand stets zurückgewiesen. Die Hamas wiederum macht jede weitere Geiselfreilassung von einer israelischen Verpflichtung zur Beendigung des Krieges abhängig. Netanyahu hat diese Forderung wiederholt als illusorisch bezeichnet und darauf bestanden, dass der Krieg mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas wieder aufgenommen wird, sobald ein Abkommen zur Geiselbefreiung umgesetzt ist. Am Montag hatte es in mehreren Medienberichten geheissen, dass sich Israel bei den Verhandlungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA bereiterklärt habe, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln einige hundert palästinensische Häftlinge mehr freizulassen als bisher zugestanden worden war.

Baerbock warnt vor Rafah-Offensive

Vor ihrem erneuten Besuch in Israel an diesem Dienstag warnte die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock Israel angesichts der humanitären Lage eindringlich vor der geplanten Bodenoffensive in Rafah. «Eine Grossoffensive auf Rafah darf es nicht geben», sagte sie mit Blick auf das Schicksal der vielen Zivilisten in der Stadt, in der viele Kriegsflüchtlinge Schutz gesucht haben. «Menschen können sich nicht in Luft auflösen.»

Auch die US-Regierung warnte Israel einmal mehr vor einer grossangelegten Bodenoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt im Süden des abgeriegelten Gazastreifens. Das US-Aussenministerium teilte am Montagabend nach einem Treffen von Ressortchef Antony Blinken mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant mit, Blinken habe sich bei den Beratungen erneut gegen eine grössere Bodenoffensive in Rafah ausgesprochen, die das Wohlergehen der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser dort weiter gefährden würde.

USA: Rafah-Offensive scheint noch weit enfernt

Israels Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und der nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hätten eigentlich am Montag in die USA fliegen sollen, um dort Alternativen zu der geplanten Bodenoffensive aufgezeigt zu bekommen. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Kirby, sagte, es gebe keine Anzeichen dafür, «dass die Israelis sich unmittelbar darauf vorbereiten, eine Bodenoperation in Rafah durchzuführen» oder dass dies in den kommenden Tagen passieren könnte. «Es scheint, dass sie noch weit davon entfernt sind, in Rafah einzumarschieren.» Netanyahu zufolge hat Israels Armee Pläne ausgearbeitet, um die Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

Israel weist Bericht von UN-Expertin als Schande zurück

Die diplomatische Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf hat unterdessen den Bericht einer UNO-Menschenrechtsexpertin zum Gaza-Krieg als Schande für den Menschenrechtsrat bezeichnet. «Der Bericht ist daher eine obszöne Umkehrung der Realität, bei der eine sogenannte Expertin ungeheuerliche Anschuldigungen erheben kann, je extremer, desto besser», schrieb die Vertretung am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter). Die UN-Menschenrechtsexpertin Francesca Albanese hatte zuvor laut Medienberichten in einer noch vorläufigen Version Israel vorgeworfen, Völkermord im Gazastreifen zu begehen und die Gründung des jüdischen Staates als «siedlungskolonialistisches Projekt» bezeichnet. Die italienische Juristin ist Berichterstatterin des UN-Menschenrechtsrats über die Lage der Menschenrechte in den besetzten Palästinensergebieten, spricht aber nicht für die UNO. (DPA)

Gestern, 03:42US-Aussenminister warnt Israel erneut vor Rafah-Bodenoffensive

Die US-Regierung hat Israel einmal mehr vor einer grossangelegten Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gewarnt. Das US-Aussenministerium teilte am Montagabend nach einem Treffen von Ressortchef Antony Blinken mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant mit, Blinken habe sich bei den Beratungen erneut gegen eine grössere Bodenoffensive in Rafah ausgesprochen, die das Wohlergehen der mehr als 1,4 Millionen palästinensischen Schutzsuchenden dort weiter gefährden würde. Der Minister habe betont, dass es Alternativen zu einem solchen Einsatz gebe, die sowohl Israels Sicherheit als auch den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung besser gewährleisten würden, hiess es weiter. (DPA)

Gestern, 01:56Hamas hält an Forderung nach Waffenstillstand fest

Bei den indirekten Verhandlungen im Gaza-Krieg beharrt die islamistische Hamas auf ihrer Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand. Den Vermittlern sei mitgeteilt worden, dass man an der ursprünglichen Position festhalte, gab die Hamas am späten Montagabend auf Telegram bekannt. Diese sehe neben einem «umfassenden Waffenstillstand» auch den Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der Vertriebenen und einen «echten» Gefangenenaustausch vor, hiess es. Grund sei, dass Israel «auf keine der grundlegenden Forderungen unseres Volkes und unseres Widerstands eingegangen ist». Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu «und seine extremistische Regierung tragen die volle Verantwortung dafür, dass sie alle Verhandlungsbemühungen vereitelt und eine Einigung bisher verhindert haben», hiess es.

Israel hat die Forderungen der Hamas nach einem vollständigen Rückzug der Truppen aus dem Küstengebiet und einem dauerhaften Waffenstillstand stets zurückgewiesen. Die Hamas wiederum hat jede weitere Geiselfreilassung von einer israelischen Verpflichtung zur Beendigung des Krieges abhängig gemacht. Netanyahu hat diese Forderung wiederholt als illusorisch bezeichnet und darauf bestanden, dass der Krieg mit dem Ziel einer Zerschlagung der Hamas wieder aufgenommen wird, sobald ein Abkommen zur Geiselbefreiung umgesetzt ist. Am Montag hatte es in Medienberichten geheissen, dass sich Israel bei den Verhandlungen der Vermittlerstaaten Katar, Ägypten und USA bereiterklärt habe, auf die Hamas zuzugehen und im Austausch für 40 israelische Geiseln Hunderte mehr palästinensische Häftlinge freizulassen als bisher zugestanden worden war. (DPA)

25.03.2024, 22:31Laut USA keine Verstösse Israels gegen humanitäres Völkerrecht

Die US-Regierung sieht keine Anhaltspunkte für Verstösse Israels gegen das humanitäre Völkerrecht bei seinem militärischen Vorgehen im Gazastreifen. «Wir haben keine Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht festgestellt, weder bei der Kriegsführung noch bei der Bereitstellung humanitärer Hilfe», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Montag. Die Regierung werde dem Kongress bis zum 8. Mai einen entsprechenden Bericht in Übereinstimmung mit der als National Security Memorandum-20 (NSM-20) bekannten Richtlinie vorlegen.

Nach zunehmenden Bedenken wegen Israels Militäreinsatz im Gazastreifen infolge des Grossangriffs der radikalislamischen Hamas hatte die Regierung von Präsident Joe Biden im vergangenen Monat eine Richtlinie erlassen, wonach Länder, die US-Militärhilfe erhalten, «glaubwürdige und verlässliche» Zusicherungen zur Wahrung des Völkerrechts geben müssen. Wie das Aussenministerium bestätigte, legten neben Israel sechs weitere Länder am Sonntag vor Ablauf einer Frist entsprechende Zusicherungen vor. Dazu gehören Kolumbien, Irak, Kenia, Nigeria, Somalia und die Ukraine. «In jedem Fall wurden diese Zusicherungen von einem glaubwürdigen hochrangigen Vertreter der Partnerregierung abgegeben», sagte Aussenamtssprecher Miller. (AFP)

25.03.2024, 20:47«Sind perplex»: USA irritiert von Israels Absage des Washington-Besuches

Die US-Regierung hat sich offen irritiert gezeigt durch die Absage des Washington-Besuches einer hochrangigen israelischen Delegation. «Ich muss Ihnen sagen, (…), wir sind ziemlich perplex», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag im Weissen Haus mit Blick auf die Absage durch Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Kirby sagte, das Büro des Premierministers scheine durch seine öffentlichen Erklärungen anzudeuten, dass die US-Seite ihren Kurs gegenüber Israel geändert habe. «Das haben wir nicht.» Es scheine auch so, als wolle das Büro des Premierministers den Eindruck erwecken, dass es Differenzen gebe, obwohl das gar nicht nötig sei.

«Natürlich stehen wir immer noch hinter Israel»

Zugleich wies Kirby diverse Fragen dazu zurück, ob die Beziehung zwischen Israel und den USA – und konkret zwischen Netanyahu und US-Präsident Joe Biden – an einem neuen Tiefpunkt angelangt sei. Das sei nicht der Fall. «Natürlich stehen wir immer noch hinter Israel», betonte er. «Israel ist nach wie vor ein enger Verbündeter und ein Freund.» Er schob jedoch nach: «Das bedeutet nicht, dass wir in allem übereinstimmen, und meine Güte, das tun wir nicht.» Als Freunde könnten beide Seiten aber über ihre Meinungsverschiedenheiten offen sprechen.

Auf Nachfrage sagte Kirby, Biden und Netanyahu hätten am Montag nicht miteinander gesprochen. Er wisse auch nicht, wann sie das nächste Mal telefonieren würden. Das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Krieg belastet die Beziehung der beiden zunehmend. Netanyahus Absage des Trips zeigt das einmal mehr auf ungewöhnliche Weise.

Kirby sagte weiter, es gebe keine Anzeichen dafür, «dass die Israelis sich unmittelbar darauf vorbereiten, eine Bodenoperation in Rafah durchzuführen» und dass dies in den kommenden Tagen passieren könnte. «Es scheint, dass sie noch weit davon entfernt sind, in Rafah einzumarschieren.» (DPA)

Zum Thema: Diese UNO-Resolution ist ein historischer Schritt

25.03.2024, 16:43Netanyahu sagt Reise von Delegation in die USA ab

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat nach dem Votum des UNO-Sicherheitsrats für eine Waffenruhe im Gazastreifen die Reise einer israelischen Delegation nach Washington abgesagt. Die USA hatten bei der Abstimmung am Montag im Sicherheitsrat auf ihr Vetorecht verzichtet und sich enthalten.

Netanyahu kritisierte, die USA seien dabei von ihrer «prinzipeinfesten Haltung» abgewichen, weil sie die Freilassung der von der Palästinenserorganisation Hamas entführten israelischen Geiseln nicht zur Bedingung einer Waffenruhe gemacht hätten.

Die israelische Delegation sollte Vertretern des Weissen Hauses Pläne für eine erwartete Bodeninvasion in der strategisch wichtigen Stadt Rafah im Gazastreifen vorlegen, in der mehr als eine Million palästinensische Zivilisten Schutz vor dem Krieg gesucht haben. (DPA)

25.03.2024, 15:50Weltsicherheitsrat fordert erstmals Waffenruhe im Gazastreifen

Fast sechs Monate nach Kriegsbeginn hat der Weltsicherheitsrat erstmals eine «sofortige Waffenruhe» im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln. Die Vetomacht USA enthielt sich bei der Abstimmung am Montag und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Die 14 übrigen Mitglieder des Gremiums stimmten dafür. Durch den völkerrechtlich bindenden Beschluss steigt der internationale Druck auf die Konfliktparteien Israel und die Hamas weiter. Es ist jedoch fraglich, ob oder inwieweit die Resolution Einfluss auf Entscheidungen der israelischen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu oder der Hamas zum weiteren Kriegsverlauf haben wird.

Netanjahu drohte unmittelbar vor der Abstimmung bereits damit, dass er die geplante Reise zweier seiner Abgesandten nach Washington kurzfristig absagen werde, sollten die USA ihre Vetomacht nicht nutzen, um die Resolution zu verhindern.

Bemühungen um eine Forderung des Weltsicherheitsrats nach einer Waffenruhe waren bislang vor allem am Widerstand der Vetomacht USA gescheitert. Seit Kriegsbeginn im Oktober vergangenen Jahres hatte Washington sich als engster Verbündeter Israels gegen eine Waffenruhe gewandt und drei Vetos gegen entsprechende Resolutionen eingesetzt. Allenfalls forderten US-Vertreter kürzere «Feuerpausen».

Angesichts der steigenden Zahl ziviler Opfer und einer drohenden Hungersnot in Teilen des abgeriegelten Küstenstreifens verstärkten die USA zuletzt aber den Druck auf Israel. Auch US-Präsident Joe Biden äusserte sich zunehmend kritisch, etwa mit Blick auf die von Israel geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens. Dort haben Hunderttausende Binnenflüchtlinge Schutz vor den Kämpfen gesucht. Am Freitag vollzog Washington die Kehrtwende und forderte in einer Resolution erstmals «eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe» im Gaza-Krieg. Doch Russland und China legten ihr Veto ein. Die Beschlussvorlage ging Moskau und Peking nicht weit genug – in ihren Augen war der Text unter anderem zu proisraelisch und stellenweise nicht ausreichend verbindlich.

Der nun angenommene knappe Resolutionstext konzentriert sich auf die Forderung nach «einer von allen Seiten respektierten sofortigen Waffenruhe für den (islamischen Fastenmonat) Ramadan». Dies solle zu einer «dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe» führen, hiess es in dem Text. Zudem fordert die Beschlussvorlage die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln und betonte die «grosse Sorge angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen». Die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung müssten ausgebaut werden.

Die Resolution war von nichtständigen Mitgliedern des UN-Gremiums eingebracht worden. Eine erste geplante Abstimmung am Samstag dazu war kurzfristig verschoben worden, um mehr Zeit für Verhandlungen zu gewinnen. Ein Diplomat erklärte vorab, insbesondere mit den USA sei intensiv verhandelt worden.

Eine Resolution im Weltsicherheitsrat braucht die Stimmen von mindestens 9 der 15 Mitgliedsstaaten. Zudem darf es kein Veto der ständigen Mitglieder USA, Russland, China, Frankreich oder Grossbritannien geben. Beschlüsse des Sicherheitsrats sind völkerrechtlich bindend. Wenn ein betroffener Staat sie ignoriert, kann das Gremium Sanktionen verhängen – was im Falle Israels wegen der Vetomacht der USA nicht als wahrscheinlich gesehen wird.

Der Ramadan hatte um den 10. März begonnen. Hoffnungen, es könne bis zum Beginn des Fastenmonats ein Abkommen der Konfliktparteien zu einer Feuerpause und der weiteren Freilassung von Geiseln geben, erfüllten sich nicht. (SDA)

25.03.2024, 12:27Schweizer Spital behandelt Kinder aus dem Gazastreifen

Das von einem Schweizer Verein betriebene Kinderspital Bethlehem im Westjordanland behandelt 68 Kinder aus dem Gazastreifen. Das teilte der Verein Kinderhilfe Bethlehem mit. Ärzte, Pflegende und Sozialarbeitende leisten gemäss dem Verein umfassende Hilfe

Die Gruppe von 68 Kindern aus dem Gazastreifen sei Mitte März in Bethlehem eingetroffen, teilte der Verein mit Sitz in Luzern am Montag mit. Die Kinder seien in einer spezialisierten Einrichtung untergebracht und würden vom SOS-Kinderdorf betreut. Für ihre medizinische Versorgung sei das Kinderspital Bethlehem verantwortlich.

Es sei das erste Mal seit Beginn des Krieges am 7. Oktober, dass Personen aus dem Gazastreifen ins Westjordanland evakuiert worden seien. Die Kinder hätten zuvor in einem Haus der Organisation SOS-Kinderdorf in Rafah gelebt, hiess es.

Das Kinderspital Bethlehem versorgt zudem eine Gruppe von Kindern aus dem Gazastreifen, die bei Kriegsausbruch in israelischen Spitälern in Behandlung waren und nicht mehr nach Hause zurückkehren konnten, wie der Verein weiter schrieb. Sieben Kinder würden nun im Kinderspital nachbetreut.

Kinderspital seit 60 Jahren

Das Kinderspital Bethlehem arbeitet nach eigenen Angaben eng mit dem palästinensischen Gesundheitsministerium zusammen und steht für die weitere Behandlung kranker Kinder aus dem Gazastreifen zur Verfügung.

Der Schweizer Verein Kinderhilfe Bethlehem, ein internationales christliches Hilfswerk, finanziert und betreibt das Kinderspital Bethlehem im Westjordanland seit 60 Jahren. Zehntausende Kinder und Babys würden jährlich stationär oder ambulant behandelt, hiess es. Das Spital sei ganz unter lokaler Führung und biete 250 Mitarbeitenden ein Auskommen. (SDA)

25.03.2024, 10:50UN-Sicherheitsrat stimmt erneut über Resolution zum Gaza-Krieg ab

Der UN-Sicherheitsrat soll am heutigen Montag erneut über eine Resolution zum Gaza-Krieg abstimmen. In dem von den zehn nichtständigen Ratsmitgliedern eingebrachten Entwurf wird eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gazastreifen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan gefordert.

Russland und China unterstützen diesen Vorschlag. Die USA hingegen warnten, eine Verabschiedung des Entwurfs könne den Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten, Ägypten und Katar über eine Einstellung der Feindseligkeiten schaden. Am Freitag hatten Russland und China ihr Veto gegen eine von den USA unterstützte Resolution eingelegt, die einen «sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand» im Konflikt zwischen Israel und der Hamas unterstützt hätte. (DPA)

25.03.2024, 05:48Die Nacht auf Montag im Überblick

Die US-Regierung schliesst Konsequenzen nicht aus, sollte Israels Armee im Zuge einer Bodenoffensive tatsächlich in die zurzeit mit Hunderttausenden palästinensischen Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten einmarschieren. «Ich schliesse nichts aus», entgegnete US-Vizepräsidentin Kamala Harris in einem am Sonntag ausgestrahlten TV-Interview auf eine entsprechende Frage. «Wir haben in mehreren Gesprächen und in jeder Hinsicht deutlich gemacht, dass jede grössere Militäroperation in Rafah ein grosser Fehler wäre.» Details zu möglichen Konsequenzen nannte sie nicht.

Unterdessen brach Israels Verteidigungsminister Joav Galant in die USA auf, wo er unter anderem seinen Amtskollegen Lloyd Austin treffen will. Zeitgleich wird eine weitere israelische Delegation in Washington erwartet. Die US-Regierung will den Besuchern Wege aufzeigen, wie die Hamas auch ohne eine Rafah-Offensive bezwungen werden kann.

UN-Sicherheitsrat stimmt über Forderung nach Waffenruhe ab

Bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Nahen Osten soll am Montag über eine Resolution abgestimmt werden, die angesichts des islamischen Fastenmonats Ramadan eine sofortige Feuerpause fordert und die zu einer «dauerhaften und nachhaltigen Waffenruhe» führen soll, wie es in der am Freitag bekannt gewordenen Beschlussvorlage heisst. Zudem wird darin die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln gefordert und die Notwendigkeit betont, die Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen auszubauen. Die Resolution wird von nichtständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats vorangetrieben. Ein Diplomat erklärte am Sonntag, es gebe Hoffnung, dass die aktuellste Version des Textes nach intensiven Verhandlungen, besonders mit der Vetomacht USA, tatsächlich Erfolg haben könnte.

Bericht: Israel zu Freilassung Hunderter Palästinenser bereit

Unterdessen gibt es bei den seit mehreren Monaten andauernden schwierigen Verhandlungen der Vermittler laut Medienberichten neue Bewegung. Israel sei bereit, auf Forderungen der Hamas teilweise einzugehen, schrieb der gewöhnlich gut unterrichtete israelische Journalist Barak Ravid am Sonntagabend im Nachrichtenportal «Walla» sowie auf der Plattform X. So würde der jüdische Staat nunmehr 700 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freilassen, wenn die Hamas 40 von rund 100 noch lebenden israelischen Geiseln freigibt. Unter den freizulassenden Palästinensern wären 100 Gefangene, die wegen terroristischer Straftaten zu lebenslangen Strafen verurteilt wurden.

Die indirekten Verhandlungen laufen derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars. Sie zielen auf eine Vereinbarung in mehreren Phasen ab. Der erste Schritt würde eine sechs Wochen lange Waffenruhe und die Freilassung von 40 Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsehen. Der ursprüngliche Vorschlag, den Israel akzeptiert hatte, hätte die Freilassung von 400 palästinensischen Strafgefangenen beinhaltet, unter ihnen 25 mit lebenslangen Strafen. Dies war der Hamas nicht weit genug gegangen. Die neue Formel wurde von Katar vorgeschlagen und von Israel zunächst abgelehnt. Israel habe sich aber in den vergangenen Tagen auf Drängen des eigens nach Doha gereisten CIA-Chefs William Burns umstimmen lassen, schrieb Ravid weiter.

Bericht: Israel droht endloser Guerilla-Krieg

Israels Armee droht derweil mangels einer ersichtlichen Strategie von der Hamas in einen endlosen Guerilla-Krieg verwickelt zu werden, wie das «Wall Street Journal» schreibt. Die israelischen Streitkräfte kämpften an immer mehr Orten im Gazastreifen, die sie eigentlich zuvor eingenommen und aus denen sie sich zurückgezogen hätten, berichtete die US-Zeitung am Sonntag. Dies zeige, wie sehr Israel darum kämpfe, die Hamas auszuschalten und das palästinensische Küstengebiet unter seine Kontrolle zu bringen.

Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben am Sonntag einen neuen Militäreinsatz in Chan Junis im Süden des Gazastreifens begonnen. Bei einem weiteren Einsatz im Schifa-Spital in der Stadt Gaza im Norden wurde demnach ein israelischer Soldat getötet. Die Armee war an diesen Orten bereits in den vergangenen Monaten in Gefechte verwickelt und hatte erklärt, die Hamas-Verbände in diesen Gebieten seien besiegt und aufgelöst worden.

Auch US-Aussenminister Antony Blinken warnte Israel einem Medienbericht zufolge davor, den Krieg ohne ersichtliche Strategie fortzuführen. Israel brauche einen schlüssigen Plan, ansonsten verheddere es sich in einem Aufstand, den es nicht in den Griff bekommen werde, habe Blinken vergangene Woche bei einem Treffen mit Netanyahu und dessen Kriegskabinett gesagt, berichtete das Nachrichtenportal «Axios». Verlaufe der Krieg weiter wie bisher, würde die Hamas die Kontrolle im Gazastreifen behalten oder es würde Anarchie ausbrechen, die noch mehr Terror zur Folge hätte. Netanyahu habe geantwortet, dass «wir auf Jahrzehnte alle Hände voll zu tun haben werden», berichtete das Nachrichtenportal. (DPA)

25.03.2024, 05:19Bericht: Es drohe ein Guerilla-Krieg

Israels Armee droht im Gazastreifen einem Medienbericht zufolge mangels einer ersichtlichen Strategie von der islamistischen Hamas in einen endlosen Guerilla-Krieg verwickelt zu werden. Die israelischen Streitkräfte kämpften an immer mehr Orten im Gazastreifen, die sie eigentlich zuvor eingenommen und aus denen sie sich zurückgezogen hätten, berichtete das «Wall Street Journal» am Sonntag.

Dies zeige, wie sehr Israel darum kämpfe, die Hamas auszuschalten und das palästinensische Küstengebiet unter seine Kontrolle zu bringen. Israels Führung habe mit ihrem Kriegsziel, die Hamas militärisch und politisch auszuschalten, eine hohe Messlatte angelegt, die nur schwer zu erreichen sein werde, sagte Yossi Mekelberg, Nahost-Analyst bei der in London ansässigen Denkfabrik Chatham House, der Zeitung. «Alles, was darunter liegt, wird als Misserfolg empfunden werden.»

Israelische Führung sei uneins

Die israelische Armee hatte nach eigenen Angaben am Sonntag einen neuen Militäreinsatz in Chan Junis im Süden des Gazastreifens begonnen. Ziel der Operation im Westen der Stadt sei es, «weiter Terror-Infrastruktur zu zerstören und Terroristen in dem Gebiet auszuschalten», hiess es in einer Mitteilung des Militärs. Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond berichtete, israelische Truppen hätten zwei Spitäler umlagert. Bei einem weiteren Einsatz im Schifa-Spital in der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets wurde ein israelischer Soldat getötet, wie die Armee weiter mitteilte. Die Armee war an diesen Orten bereits in den vergangenen Monaten in Gefechte verwickelt und hatte erklärt, die Hamas-Verbände in diesen Gebieten seien besiegt und aufgelöst worden.

Israels Kriegsanstrengungen würden dadurch behindert, dass es keinen Plan gebe, wie das Küstengebiet nach der Niederschlagung der Hamas-Kämpfer stabilisiert werden soll, schrieb das «Wall Street Journal». Jetzt, da ein Grossteil des Gazastreifens zerstört sei und die Hamas-Kämpfer wieder auftauchten und Guerilla-Taktiken anwendeten, sei die israelische Führung uneins, wie ein kohärenter Kriegsplan aussehen soll, hiess es. (DPA)

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SDA/AFP/red