September 7, 2024

Hakenkreuze und Hassbotschaften: SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner spricht über die zunehmenden Antisemitismus-Fälle in Zürich und der Schweiz. 

Seit dem 7. Oktober häufen sich antisemitisch-motivierte Vorfälle. Der SIG-Generaldirektor äussert sich gegenüber 20 Minuten dazu.«Jede dieser Schmierereien, wie Hakenkreuze in Kombination mit Davidssternen, verunsichert.»Die Meldestelle des SIG hat seit dem 7. Oktober über 50 Vorfälle verzeichnet. Dies ist ein enormer Anstieg im Vergleich zu den 57 gemeldeten Vorfällen im gesamten Jahr 2022.

Darum gehts

  • Übergriffe auf Jüdinnen und Juden in der Schweiz haben seit dem 7. Oktober stark zugenommen.

  • Der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), Jonathan Kreutner, äussert sich über diese Vorfälle.

Herr Kreutner, erneut haben Unbekannte antisemitische Graffitis in Zürich versprüht. Was sagen Sie dazu?
Jede dieser Schmierereien, wie Hakenkreuze in Kombination mit Davidssternen, verunsichert. Ganz zu schweigen vom Schriftzug «Tot den Juden», der nun offenbar mehrmals aufgetaucht ist. Es ist hier wichtig, dass die Schmierereien entfernt werden, die Polizei schnell Ermittlungen aufnimmt und damit auch das Vertrauen in die Sicherheit ihres Zuhauses der jüdischen Gemeinschaft schützt.

Stellen Sie einen Anstieg antisemitischer Vorfälle in der Schweiz fest?
Die Meldestelle des SIG hat seit dem 7. Oktober über 50 Vorfälle verzeichnet. Darunter sechs Tätlichkeiten, Beschimpfungen oder auch höchst hasserfüllte Zuschriften. Man muss sich vor Augen halten, dass im gesamten Jahr 2022 57 Vorfälle gemeldet wurden. Tätlichkeiten fallen nur selten an, vielleicht eine pro Jahr.

Das ist eine massive Häufung und so auch von uns noch nie gesehen. Das macht uns grosse Sorgen. Wir appellieren an die gesamte Gesellschaft, hier klar Grenzen zu ziehen und dem Antisemitismus entgegenzustehen. Auch ist es zentral, dass die Emotionen des Konflikts nicht auf die Schweiz übertragen werden.

« Viele sind verunsichert, einige haben Angst.»

Gestern Abend kam es am Münsterhof zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus. Braucht es mehr solcher Aktionen?
Wir unterstützen solche Aktionen und Initiativen voll und ganz. Genau jetzt sind solche Zeichen wichtig, nachdem der Hass gegen Jüdinnen und Juden auf der Strasse vermehrt zutage tritt. Dieser Erzählung müssen wir als Gesellschaft konsequent entgegenhalten. Antisemitismus hat hier keinen Platz.

Wie ist die Stimmung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft?
Die Terrorattacken haben einen Schock ausgelöst. Viele Schweizer Jüdinnen und Juden haben Familie und Freunde in Israel. Die Brutalität dieses Terrorangriffs mit über eintausend ermordeten Frauen, Männer und Kinder war beispiellos. Hier hat man sich grosse Sorgen gemacht.

Die Stimmung kippt jetzt aber auch nach Europa hinüber, der Antisemitismus nimmt zu, die Sicherheitslage verschlechtert sich. Das bekommen alle mit. Viele sind verunsichert, einige haben Angst. Trotzdem schätzen wir die Situation als grundsätzlich sicher ein. Die Situation darf aber nicht eskalieren.

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