July 27, 2024

Wegen des Konkurses der Mobilen Ärzte müssen im Kanton Aargau Hausärzte Pikett-Dienste leisten. Trotz gesetzlicher Verpflichtung eine «unzumutbare» Aufgabe.Hausarzt

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mobilen Ärzte haben vor rund zwei Wochen Konkurs angemeldet.
  • Aus diesem Grund müssen die Hausärzte im Kanton für den Pikett-Dienst aufkommen.
  • Teilweise drohen den Ärzten somit 36-Stunden-Schichten.

Die Firma Mobile Ärzte AG, die in mehreren Kantonen einen 24-Stunden-Notfall- und Hausbesuchsdienst angeboten hat, ist seit zwei Wochen Konkurs. Das Unternehmen war auch im Kanton Aargau tätig: Dort übernahm sie notfallmässige Psychiatrie-Einweisungen oder stellte Totenscheine aus.

Im Kanton Aargau hat nun eine neue Firma, Oseara AG, einige dieser Aufgaben übernommen. Die Nachfolgerin der Mobilen Ärzte bietet jedoch keinen ärztlichen Pikett-Dienst an. Heisst konkret: Hausärztinnen und Hausärzte müssen neu für diese Dienstleistung in der Nacht und am Wochenende aufkommen.

Hausärzte müssen nachts und am Wochenende ausrücken

Die Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, Notfall-Dienste zu leisten. Dies war jedoch mehrere Jahre lang nicht nötig, da die Pikett-Dienste durch die Mobilen Ärzten abgedeckt wurden. Gezwungenermassen drohen den Hausärztinnen und Hausärzten aber nun 36-Stunden-Schichten, wie SRF berichtet.

Für den Aargauischen Ärzteverband ist klar: Die langen Schichten seien «aus Sicherheits- und Qualitätsaspekten» weder für Ärztinnen und Ärzte noch Patientinnen und Patienten «zumutbar».

PsychiatrieArztÄrztin und Patient

Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, sagt: «Die heutige Generation der Ärzte ist zu Recht nicht bereit, am Tag in der Praxis zu arbeiten. Und in der Nacht noch Pikett zu machen, bevor sie oder er am nächsten Tag wieder in der Praxis steht.»

Er weist darauf hin, dass das System bereits in einigen Bezirken zusammenbricht – geholfen werde Patienten nachts aber weiterhin: Sind keine Ärztinnen oder Ärzte verfügbar, werde auf die Ambulanz zurückgegriffen. Eine kostspielige Lösung für kleinere Probleme.

Im Kanton Aargau ist seit dem Konkurs der Mobilen Ärzte eine Taskforce aktiv. In dieser Arbeitsgruppe ist auch der Ärzteverband vertreten. Laut Michel Hassler vom Aargauer Gesundheitsdepartement seien dem Kanton die neuesten Entwicklungen noch nicht bekannt gewesen.

Er betont zudem, dass es für den Kanton nicht möglich sei, Pikett-Dienste selbst zu organisieren. Diese Aufgabe müsse über den Ärzteverband laufen – der Kanton habe aber Verständnis und wolle ihn unterstützen.