July 27, 2024

«Neues Kapitel in unserer nationalen Geschichte»: Vaughan Gething, neuer Erster Minister von Wales.

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Das britische Fürstentum Wales nimmt diese Woche einen neuen Rekord für sich in Anspruch – von sich selbst überrascht und zugleich sichtlich stolz. Als erstes Land in Europa kann Wales nun einen schwarzen Regierungschef vorweisen. Mit seiner Wahl zum walisischen Labour-Vorsitzenden am Wochenende rückt der in Sambia geborene Vaughan Gething an diesem Mittwoch offiziell zum Ersten Minister der walisischen Regierung auf.

Tatsächlich betrachtet sich Wales ja von alters her als eigene Nation, weshalb es zum Beispiel im Sport genau wie Schottland und England eigene Nationalmannschaften zu internationalen Turnieren schickt.

Ein souveräner Staat ist Wales, als Teil des Vereinigten Königreichs, natürlich nicht. Aber an der symbolischen Bedeutung der Wahl von Gething besteht kein Zweifel. Diese «historische Wahl» verdeutliche «den Fortschritt und die Werte des modernen Wales», gratulierte Grossbritanniens Labour-Vorsitzender Sir Keir Starmer dem Parteikollegen. Gething sprach die Hoffnung aus, dass seine Wahl auch bislang zögerliche Landsleute ermutigen werde, sich ins öffentliche Leben zu wagen: «Dass sie denken werden – das ist echt auch was für mich.»

Ressentiments gegen «afrikanische Zuzügler»

Seine ersten zwei Lebensjahre verbrachte Gething in Sambia, mit seiner Mutter, die dort eine Farm betrieb, und seinem Vater, einem walisischen Tierarzt, der damals in Sambia arbeitete. Als dem Vater im walisischen Abergavenny ein Job in Aussicht gestellt wurde, zog dieser mit seiner Familie zurück in die «alte Heimat». Aber aus dem Job wurde nichts – offenbar wegen Ressentiments gegen die Hautfarbe der «afrikanischen Zuzügler» zu jener Zeit.

Auch in der Schule, wo er wie viele walisische Jungen Rugby spielte, bekam Gething nach eigenem Bekunden einiges an Rassenhass und Ablehnung zu spüren. Damit müsse man «eben fertig werden», hätten seine Eltern stets gesagt, erinnert er sich. Tatsächlich waren zur Zeit seiner Kindheit noch sämtliche Westminster-Abgeordneten weisser Hautfarbe. Selbst als er zum ersten schwarzen Präsidenten in der Geschichte des walisischen Studentenverbandes gewählt wurde, gab es – bis ins Jahr 2002 – keinen einzigen schwarzen Minister im britischen Kabinett.

Ethnische Vielfalt der britischen Polit-Elite

Mittlerweile sei es aber so weit, dass man «eine neue Seite in unserer nationalen Geschichte aufschlagen» könne, findet Cardiffs künftiger First Minister. Immerhin nimmt sich die ganze politische Szene Grossbritanniens heute bemerkenswert vielfältig aus, was ethnische Ursprünge betrifft. In Schottland ist seit jüngstem Humza Yousaf von der Schottischen Nationalpartei Erster Minister. Yousaf stammt von pakistanischen Eltern ab. Die Familie seiner Frau kommt aus Gaza – was für eine Menge Schlagzeilen sorgte in letzter Zeit.

Bereits seit 2016 ist der muslimische Labour-Politiker Sadiq Khan, ebenfalls pakistanischer Herkunft, Bürgermeister Londons und damit immerhin Chef der grössten Metropole Westeuropas. Khans Aufstieg zum «Mayor» an der Themse war ein echter Durchbruch, zumal zu Zeiten interner Spannung und blutiger Terroranschläge auf der Insel.

Grossbritanniens konservativer Premierminister Rishi Sunak ist natürlich selbst auch anderer ethnischer Herkunft als die grosse Mehrheit seiner Parteimitglieder oder Wähler. Er stammt von indischen Eltern ab und hängt dem Hinduismus an. Mehrfach hat Sunak darauf verwiesen, dass es sonst nirgendwo in Europa «eine derartige Vielfalt» in politischen Spitzenpositionen gebe wie auf den Britischen Inseln. Innenminister James Cleverly und Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch sind ihrerseits schwarz.

Feindselige Reaktionen trotz Fortschritten

Bei allem Fortschritt, den man in dieser Richtung verzeichnet hat in jüngsten Jahren, wäre dennoch niemand überrascht, wenn der Trend irgendwann wieder rückläufig wäre. Und an feindseligen Reaktionen auf die neue Entwicklung fehlt es nicht.

Zu einem nationalen Eklat kam es zuletzt, als bekannt wurde, dass der wichtigste Geldgeber der Konservativen, der Unternehmer Frank Hester, über die schwarze Parlamentsveteranin Diane Abbott gesagt hatte, sie gebe ihm das Gefühl, «alle schwarzen Frauen hassen zu müssen» – und er hinzugefügt hatte, am besten wäre es, Abbott «abzuschiessen». Premier Sunak brauchte 24 Stunden, bis er Hesters Ausfälligkeiten «rassistisch» fand.

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