1,7 Millionen afghanische Flüchtlinge müssen Pakistan verlassen, die Frist der Regierung ist abgelaufen. Sie können aber nur wieder nach Afghanistan, wo die Taliban herrschen, vor denen sie geflohen sind.
Sie kommen nun in Lastwagen und Bussen an den Grenzstationen in Belutschistan und Khyber Pakhtunkhwa an, die Afghanen, die Pakistan verlassen müssen. Ganze Familien sind es, auch Kinder, die bereits in Pakistan geboren sind. Am 1. November lief die Frist ab, bis zu der alle illegalen Flüchtlinge und Migranten das Land freiwillig verlassen sollten. Betroffen sind etwa 1,7 Millionen Afghanen, die in den vergangenen vier Jahrzehnten geflohen sind, zuerst vor der sowjetischen Invasion, dann vor den Taliban.
Pakistan beherbergt mehr als vier Millionen afghanische Flüchtlinge, allein seit der letzten Machtübernahme der Taliban 2021 wanderten zwischen 600’000 und 800’000 neu ein. Nun setze die Regierung in Islamabad «Drohungen, Missbrauch und Inhaftierung ein, um afghanische Asylbewerber ohne legalen Status zu zwingen, nach Afghanistan zurückzukehren oder abgeschoben zu werden», sagte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem Statement.
Mehr als 300 Anschläge in diesem Jahr
Die harte Abschiebung ist vor allem eine Reaktion auf die steigende Zahl von Terroranschlägen in Pakistan. «Seit Januar dieses Jahres gab es 24 Selbstmordattentate, von denen 14 von afghanischen Staatsangehörigen verübt wurden», sagte Innenminister Sarfraz Bugti am 3. Oktober, als er den Rückführungsplan ankündigte. Insgesamt wurden in Pakistan in diesem Jahr mehr als 300 Anschläge gemeldet, vor allem in den an Afghanistan grenzenden Provinzen Khyber Pakhtunkhwa und Belutschistan. Dort, wo die Paschtunen zu Hause sind, von denen einige Afghanen und einige Pakistaner sind, aus denen sich aber auch die Taliban beider Länder rekrutieren. Islamabad macht sie auch für Schmuggel und Erpressungen verantwortlich.
Kein Land hat mehr Geflüchtete aus Afghanistan aufgenommen als Pakistan, unter ihnen auch Ortskräfte und besonders schutzbedürftige Personen, die eigentlich nach Europa weiterwollen.
Die Regierung in Islamabad verweist darauf, dass sie mit einer Rekordinflation und einem strengen Rettungsprogramm des Internationalen Währungsfonds zu kämpfen hat – und dass illegale Migranten seit Jahrzehnten Ressourcen aufzehren. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration hingegen warnen, die pakistanischen Pläne würden zu «ernsthaften Schutzrisiken» für Frauen und Mädchen führen, die zur Ausreise gezwungen seien.