Roberto Saviano kritisierte in einer TV-Sendung die Flüchtlingspolitik der italienischen Regierungschefin und machte sie für den Tod eines sechs Monate alten Babys verantwortlich.
Der für seine Mafia-Recherchen bekannte italienische Journalist Roberto Saviano ist wegen Verunglimpfung von Regierungschefin Giorgia Meloni zu einer Geldstrafe von 1000 Euro auf Bewährung verurteilt worden. Nach der Urteilsverkündung am Donnerstag in Rom teilte Savianos Anwalt mit, in Berufung zu gehen.
Saviano hatte die ultrarechte Politikerin, die sich damals noch in der Opposition befand, in einer Fernsehsendung im Dezember 2020 als «Bastard» bezeichnet.
Der unter anderem für seinen Anti-Mafia-Bestseller «Gomorrha» bekannte Saviano sagte nach dem Urteil vor Journalisten, der Prozess sei eine «Einschüchterung» durch die rechtsgerichtete Regierung gewesen.
Er fügte hinzu: «Es gibt keine grössere Ehre für einen Schriftsteller, als zu sehen, wie seine eigenen Worte vor Gericht gebracht werden.» Daher sei er «heute wirklich stolz darauf, dies getan zu haben». Melonis Anwalt hatte eine Zahlung von 75'000 Euro gefordert.
Kritik an Flüchtlingspolitik
In der Fernsehsendung vom Dezember 2020 ging es um die italienische Flüchtlingspolitik. Dabei kritisierte Saviano sowohl Meloni als auch den Rechtspopulisten Matteo Salvini, der nun Bündnispartner von Melonis postfaschistischer Partei Fratelli d’Italia in der italienischen Regierung ist.
Der Journalist, der wegen seiner Mafia-Recherchen unter Polizeischutz steht, machte beide Politiker indirekt für den Tod eines sechs Monate alten Babys beim Untergang eines Flüchtlingsschiffs verantwortlich und sagte: «Ich will nur zu Meloni und Salvini sagen: Ihr seid Bastarde, wie konntet Ihr?» Daraufhin zog Meloni vor Gericht, Salvini schloss sich ihr als Nebenkläger an.