September 8, 2024

Israel hat am Sonntag «Beweise» vorgelegt, dass sich die Hamas nicht vom grössten Spital in Gaza fernhält. Videos zeigen einen Tunnel und Aufnahmen von Geiseln.Israel-Krieg Hamas

Das Wichtigste in Kürze

  • Israel meldet mehrere «Beweise», dass die Hamas das Al-Schifa für ihre Zwecke missbraucht.
  • Videos aus dem Spital sollen zeigen, wie Geiseln am 7. Oktober dort hingebracht wurden.
  • Am Sonntag wurde zudem der Fund eines 55 Meter langen Tunnels auf dem Gelände bekannt.

Nach der Razzia im Al-Schifa-Spital am vergangenen Mittwoch steht das israelische Militär (IDF) unter enormen Druck ihre langjährige Behauptung zu beweisen, dass die Hamas das grösste medizinische Zentrum im Gazastreifen für Kampf- und Befehlszwecke nutzt. Die Terror-Organisation und Krankenhausbeamte haben wiederholt bestritten, dass es sich beim Spital, um etwas anderes als einen medizinischen Komplex handelt.

Am Sonntagabend hat die IDF jetzt gleich mehrere Videos veröffentlicht, die ihre Vermutungen bestätigen sollen. Einerseits wurden zwei CCT-Videos und Standbilder veröffentlicht, die laut dem Militär zeigen, dass Kampfer der Hamas am 7. Oktober zwei Geiseln in das Spital brachten. Dabei handelt es sich laut IDF-Sprecher Daniel Hagari um einen Nepalesen und einen Thailänder.

Twitter Beitrag

Auf den Aufnahmen ist eine mutmassliche Geisel zu sehen, wie sie auf einem Krankenhausbett mit einer sichtbaren Verletzung am Arm in ein Zimmer geschoben wird. Die zweite mutmassliche Geisel wird von mehreren bewaffneten Männern durch die Gänge des medizinischen Zentrums gezerrt.

«Diese Erkenntnisse beweisen, dass die Terrororganisation Hamas den Komplex des Schifa-Spitals am Tag des Massakers als terroristische Infrastruktur nutzte», hiess es. Wie die IDF an die Videos gekommen war, erläuterte Militärsprecher Hagari nicht. Er sagte jedoch, dass israelische Geheimdienstoffiziere an der Operation im Spital beteiligt gewesen seien. Sie sollten versuchen, die Geiseln ausfindig zu machen. Die CCTV-Aufnahmen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Geisel im Spital behandelt oder versteckt?

Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium in Gaza reagierte auf das IDF-Briefing, in dem es die Authentizität der CCTV-Video in Frage stellte. Es wurde jedoch auch betont, dass die Aufnahmen, falls sie echt seien, zeigen würden, dass die Spitäler, jedem, der sie brauche, medizinische Versorgung leiste.

IDF-Sprecher Hagari wies diese Aussagen zurück und behauptete, dass eine der beiden Geiseln nicht verletzt gewesen sei. Er betonte, dass die beiden Männer seiner Meinung nach zunächst ins Spital und danach in Verstecke gebracht wurden.

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«Wenn im Spital medizinische Versorgung geleistet worden wäre, dann wären die Geiseln dort geblieben. Schliesslich wäre das Rote Kreuz gekommen und die Menschen wären freigelassen worden. Nichts davon ist passiert», sagte Hagari.

In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme erklärte die Hamas zuvor, sie habe mehrere Geiseln zur medizinischen Behandlung in Spitäler gebracht. Nachdem sie bei israelischen Luftangriffen verletzt worden seien.

Video zeigt Aufnahmen von mutmasslichem Tunnel der Hamas

Nur Stunden vor der Veröffentlichung der CCTV-Aufnahmen machte die IDF mehr Informationen zum mutmasslichen Hamas-Tunnel unter dem Komplex des Spitals öffentlich. Der vor wenigen Tagen freigelegte Schacht führe zu einem Tunnel mit einer Länge von 55 Metern, teilte die Armee mit. Es hiess, dass sich der «Terroristen-Tunnel» 10 Meter unterhalb des Spital-Geländes befinde. Die israelischen Streitkräfte (IDF) veröffentlichten auf der Plattform X (ehemals Twitter) ein Video, in dem eine Kamera in einen Schacht herabgesenkt wurde.

Die Aufnahmen, die 3 Minuten und 27 Sekunden dauern und bereits am Freitag gefilmt wurden, zeigen eine Wendeltreppe. Danach bewegt sich die Kamera durch den Tunnel, wendet sich und gelangt zu einer geschlossenen sprengstoffsicheren Metalltür. Die IDF sagte, der Eingang sei mit verschiedenen Verteidigungsmechanismen ausgestattet. Von einem Schussloch in der Tür etwa, habe man auf die Israelis geschossen.

Twitter Beitrag

Was sich genau hinter der Tür befindet, war zunächst unklar. Die IDF sagte auch, die Tür sei noch nicht geöffnet worden, weil befürchtet werde, dass sie mit Sprengstoff versehen ist. Die israelischen Truppen seien zudem damit beschäftigt, «die Route des Tunnels aufzudecken», hiess es vom Militär. Der Tunneleingang war demnach im Bereich des Spitals unter einem Fahrzeug freigelegt worden.

Wie «CNN», die den Tunnel vor Ort besuchte, berichtet, sei es von «dringendster Wichtigkeit, zu sehen, was genau mit diesem Tunnel verbunden ist». Die US-Nachrichtenseite schreibt, das der Fund, der bisher wohl überzeugendste Beweis der IDF sei, dass es unter dem Spital ein Netzwerk von Tunnel geben könnte. «Es lässt sich aber nicht zweifelsfrei belegen, dass sich dort eine Hamas-Kommandozentrale befindet», heisst es.