July 27, 2024

Eine Frau gedenkt des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny in Russland.

Das Team des Kreml-Kritikers erklärte am Montag, seine Mutter sei nicht in eine Leichenhalle gelassen worden, in der sich der Tote möglicherweise befindet. «Alexeis Mutter und seine Anwälte kamen am frühen Morgen zu der Leichenhalle. Es wurde ihnen nicht erlaubt, hineinzugehen», erklärte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch im Onlinedienst X.

Einer der Anwälte sei «buchstäblich hinausgestossen» worden. Das Personal hätte auf Anfrage keine Auskunft darüber erteilt, ob Nawalnys Leiche in der Halle gelagert werde, erklärte Jarmisch weiter. Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja hatte bereits am Samstag vergeblich die Leichenhalle in dem Polarkreis-Ort Salechard aufgesucht, um die sterblichen Überreste ihres Sohnes in Empfang zu nehmen. 

«Sie lügen, spielen auf Zeit und verheimlichen es nicht einmal»

Russische Behörden erklärten laut Jarmisch indes, dass die Ermittlungen zu Nawalnys Tod im Gefängnis verlängert worden seien. «Sie lügen, spielen auf Zeit und verheimlichen es nicht einmal», erklärte die Sprecherin.

Die russische Strafvollzugsbehörde gab an, Nawalny habe sich am Freitag nach einem Gang im Freien in seiner Strafkolonie in Sibirien «unwohl gefühlt» und sei zusammengebrochen. Zahlreiche westliche Politiker machten die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für den Tod seines prominenten Widersachers verantwortlich. Nawalnys Tod ereignete sich einen Monat vor der Präsidentschaftswahl Mitte März, bei der mangels wirklicher Opposition Putins Wiederwahl erwartet wird. Putin hat sich zu dem Vorfall noch nicht geäussert.

Öffentliches Trauern ist gefährlich in Russland

Seit Freitag legen Menschen in Russland immer wieder Blumen nieder oder zünden Kerzen an Denkmälern für die Opfer politischer Gewalt in Russland – und begeben sich dabei in Gefahr.

Nach Angaben von Bürgerrechtlern gab es landesweit bisher mehr als 400 Festnahmen in mehr als 30 Städten. Russische Gerichte haben in Eilverfahren bisher mehr als 200 Strafen gegen die an spontanem Gedenken teilnehmenden Trauernden verhängt. Allein in St. Petersburg ordneten die Gerichte der Millionenmetropole gegen 199 Menschen Arrest oder Geldstrafen an, auch in der russischen Hauptstadt Moskau gab es mehrere solcher administrativen Strafen. In St. Petersburg kamen mehr als 154 Menschen in eine Arrestzelle, die meisten für mehrere Tage.

Die Strafen vor den Gerichten in St. Petersburg ergingen laut den Protokollen wegen Störung der öffentlichen Ordnung nach unerlaubten Versammlungen auf einem öffentlichen Platz. Dafür drohen laut Gesetz in Russland Geldstrafen bis zu 20’000 Rubel (umgerechnet rund 1’900 Schweizer Franken), Pflichtarbeitsstunden für die Allgemeinheit oder bis zu 15 Tage Arrest.

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AFP/pash

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