Russland nach Nawalnys TodDie Einsamkeit der Trauernden
Es ist gefährlich, an den Kremlkritiker zu erinnern. Und doch passiert genau das immer wieder. Über ein paar mutige Russen und die Gleichgültigkeit der vielen.
Juri Schewtschuk steht auf der Bühne, blaues T-Shirt, graue Strähnen, es ist Sonntagabend. Der Sänger schaut in die Menge und sagt: «Vorgestern ist Alexei Nawalny gestorben.» In der Halle wird es still. Schewtschuk ist nicht nur einer der bekanntesten Rockmusiker Russlands, er ist auch einer der kritischsten. Nawalny habe mit den Russen über Freiheit gesprochen, sagt er ruhig, ohne Freiheit sei alles schwarz, werde Glaube zu Fanatismus, Arbeit zu Sklaverei, Liebe zu Despotismus.