September 7, 2024

Neuer Tiefpunkt für Haiti: Brennende Autoreifen vor dem Nationalgefängnis in Port-au-Prince am 3. März 2024.

Angesichts der eskalierenden Lage in Haiti nach einem Angriff bewaffneter Banden auf das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince hat die Regierung einen mindestens dreitägigen Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gelte im gesamten Département West, zu dem die Landeshauptstadt gehört, und könne verlängert werden, teilte die Regierung am späten Sonntagabend mit. Zusätzlich werde bis Mittwoch in der Zeit von 6.00 Uhr abends bis 5.00 Uhr morgens eine Ausgangssperre verhängt, «um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen».

Die Regierung habe den Schritt «in Anbetracht der Angriffe bewaffneter Banden auf die beiden grössten Strafvollzugsanstalten des Landes» gemacht, «die zu Toten und Verletzten bei der Polizei und beim Gefängnispersonal, zur Flucht gefährlicher Gefangener und zur Verwüstung dieser Einrichtungen geführt haben».

Knapp 3700 Inhaftierte konnten offenbar flüchten

Bewaffnete Banden hatten am Samstag das Nationalgefängnis angegriffen und dabei offenbar Hunderten Inhaftierten die Flucht ermöglicht. Die Polizisten hätten die Banditen nicht daran hindern können, eine grosse Anzahl von Gefangenen zu befreien, die unter anderem wegen «Entführung, Mord und anderen Straftaten» inhaftiert waren, teilte die Regierung mit. Die Angaben in den Medien zu den Entflohenen variierten – von Hunderten bis nahezu allen knapp 3700 Inhaftierten war die Rede.

Inhaftierte einer Zelle des Nationalgefängnisses, von welchem am Samstag Tausende Inhaftierte flüchteten (3. März 2024).

Mehrere Menschen wurden bei dem Angriff am Samstag laut offiziellen Angaben verletzt, auch Tote soll es gegeben haben. Die Zahl der Opfer wurde nicht genannt. In den sozialen Medien wurden Bilder von verwüsteten Zellen mit geöffneten Türen geteilt. Ausserdem hatte es auch einen weiteren Angriff auf ein Gefängnis östlich der Hauptstadt in Croix-des-Bouquets gegeben. Ob Inhaftierte dort auch flüchten konnten, wurde nicht mitgeteilt.

Die Sicherheitslage hat sich in Haiti seit der Ermordung des Präsidenten dramatisch verschlechtert. Brutal agierende Banden kontrollieren nach UN-Schätzung rund 80 Prozent der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince und weiten ihr Einflussgebiet zunehmend auch auf andere Teile des Landes aus.

DPA/wy

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