Die Regierung von Benjamin Netanyahu wirft den Sender Al-Jazeera aus Israel raus. Ein solches Vorgehen kennt man in der Region nur allzu gut – von arabischen Autokraten.
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Kurz vor der wahrscheinlichen israelischen Offensive auf die Grenzstadt Rafah ist der katarische Fernsehsender al-Jazeera in Israel nicht mehr zu empfangen. Jerusalem hat ihn abschalten lassen. Der Sender hatte Israel beschuldigt, Massaker zu verüben, und zeigte Bilder von überfüllten Krankenhäusern und Zerstörungen nach Luftangriffen. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wirft al-Jazeera Voreingenommenheit und Zusammenarbeit mit der militant-islamistischen Hamas vor.
Sender abschalten? Das kennt man in der Region nur allzu gut – von arabischen Autokraten. Übrig bleiben dort einfallslose Staatssender und stupides Unterhaltungsfernsehen. Bürger über Missstände im Land informieren? Von wegen.
Nun kann man al-Jazeera natürlich viel vorwerfen, auf eine kritische Auseinandersetzung mit Katars Innen- oder Aussenpolitik etwa kann man als Zuschauerin lange warten. Und es ist deprimierend, wie wenig Sendezeit dem Schicksal der israelischen Geiseln gewidmet wurde und gewidmet wird.
Trotz allem kommt man um die Feststellung nicht umhin: Al-Jazeera hat in den vergangenen Jahrzehnten auch wertvolle journalistische Arbeit geleistet, vor allem im regionalen Vergleich. Kaum ein Sender war so nah an den Demonstranten des Arabischen Frühlings dran. Und auch mit Blick auf den Gazakrieg kann man den Mehrwert nicht leugnen. Al-Jazeera ist eine der wenigen internationalen Medienorganisationen, die während des Kriegs im Gazastreifen geblieben sind. Der Entscheid der Netanyahu-Regierung ist alles andere als ein gutes Zeichen für Israels Demokratie.
Nahostkonflikt: Hamas stimmt Waffenruhe zu
Dunja Ramadan schreibt seit 2017 vor allem über die arabische Welt. Mehr Infos@dunjaramadan
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