September 7, 2024

Pere Aragones stehen am 12. Mai Neuwahlen bevor.

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Manche Politiker erkämpfen sich eine Spitzenposition jahrelang, anderen fällt die Macht vor die Füsse – oder auch auf die Füsse. Jedenfalls war Zufall im Spiel, als Pere Aragones im Herbst 2020 Präsident der Generalitat de Catalunya wurde, der Regionalregierung Kataloniens. Sein Vorgänger Quim Torra hatte das Amt aufgeben müssen. Torra war, wie Hunderte andere, wegen separatistischer Umtriebe ins Visier der Justiz geraten und bekam Berufsverbot.

Aragones war damals Torras Vize. Seine Partei, Esquerra Republicana de Catalunya (ERC), koalierte mit Junts per Catalunya, der Partei des nach Belgien geflohenen Carles Puigdemont, die Torra als Statthalter eingesetzt hatte. Junts beschloss nach Torras Weggang, den ERC-Mann zu unterstützen. Fünf Jahre zuvor hatte Aragones noch erfolglos für das Bürgermeisteramt seines Heimatortes Pineda de Mar kandidiert.

Aragones sieht das spanische Königshaus kritisch

Dann fiel ihm die Macht zu, ihm, der zwar stets als zuverlässig und sachkundig galt, aber nicht als Frontmann. Tatsächlich tritt Aragones mit deutlich leiseren Tönen auf als Puigdemont. Auch gab es in seiner eigenen Partei populärere Charaktere, Oriol Junqueras zum Beispiel, der schon einmal Vizepräsident Kataloniens war, oder die ERC-Generalsekretärin Marta Rovira. Doch Junqueras sass 2020 im Gefängnis wegen separatistischer Umtriebe. Und Rovira war ins Ausland geflohen.

Also traf es Aragones. Seither muss er gegen den Ruf ankämpfen, der Einzige unter Kataloniens Separatisten gewesen zu sein, der damals noch auf freiem Fuss war. Das tut der Katalane auf seine Weise: zurückhaltend, beharrlich, hartnäckig. Anders als der polternde Puigdemont versucht Aragones, das Anliegen der katalanischen Unabhängigkeit mit Verhandlungen und Etappensiegen voranzutreiben. Den Hardlinern unter den Separatisten gilt er als zu zaudernd, Gesprächspartner aber schätzen seine Sachlichkeit. In Umfragen liefert sich seine Partei ERC ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Puigdemont-Partei.

Sein Gehalt ist höher als das des Premiers

Als Pere Aragones mit 16 Jahren in die Jugendorganisation der ERC eintrat, brach er mit seiner Familiengeschichte. Sein Grossvater war in der Franco-Diktatur als Unternehmer reich geworden. 1963 hatte dieser mit Taurus Park das damals grösste Hotel Spaniens errichtet. Heute führen Aragones’ Vater und sein Onkel eine daraus erwachsene Hotel- und Textilkette.

Welchen Anteil der 41-jährige Pere Aragones daran hat, will er nicht offenlegen. Nachzulesen ist allerdings sein Gehalt: Es liegt deutlich über dem Einkommen des spanischen Premierministers, ein Umstand, der mit der linken Gesinnung seiner Partei nicht so recht erklärbar ist.

Carles Puigdemont will zurückkommen – und tut seine Ambitionen gerne laut und deutlich kund.

Politisch bleibt Aragones den Grundsätzen der ERC treu: Das spanische Königshaus sieht er kritisch. Die jüngste Weihnachtsansprache von Felipe VI. sei «nationalistisch und spanisch» gewesen, sagte er, nichts, wovon sich die Bürgerschaft Kataloniens vertreten fühlen könnte. Oft nutzt er das Wort «Repression», wenn es um Spaniens Verhältnis zu Katalonien geht. Zugleich unterstützte seine Partei im vergangenen Herbst die Wahl von Pedro Sánchez zum Premier – im Gegenzug für Zugeständnisse, unter anderem ein Amnestiegesetz, das nicht nur Puigdemont zugutekäme, sondern auch vielen Parteikollegen von Aragones.

Während sich Puigdemont und er in der Frage der katalanischen Unabhängigkeit einig sind (wenngleich unterschiedlich laut), unterscheiden sich die beiden Politiker und ihre Parteien in den klassischen Kategorien rechts und links. Junts wollte die Erbschaftssteuer abschaffen, die ERC nicht. Vor wenigen Wochen scheiterte Aragones’ Minderheitsregierung im Parlament. Er musste Neuwahlen ansetzen. Am 12. Mai wird sich nun entscheiden, ob es weiterhin eine knappe separatistische Mehrheit im Parlament Kataloniens geben wird, die Pere Aragones zum Regierungschef wählt.

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