September 8, 2024

«Vor drei Tagen hat Wladimir Putin meinen Mann Alexei Nawalny getötet», sagte sie im Video: Julia Nawalnaja, die Witwe des berühmtesten Kremlkritikers.

Die Witwe des gestorbenen Kremlgegners Alexei Nawalny, Julia Nawalnaja, wurde von Elon Musks Onlinedienst X vorübergehend verbannt, wie die Nachrichtenagentur AFP am Dienstagnachmittag berichtet.

Julia Nawalnaja hatte sich erst am Montag bei X angemeldet und sich zum Tod ihres Mannes geäussert. Sie warf Präsident Putin Mord vor. Und sie kündigte an, den Kampf ihres Mannes für ein freies Russland fortsetzen zu wollen.

Innerhalb eines Tages stieg daraufhin die Zahl ihrer Leser bei X auf 90’000. Daraufhin wurde der Zugang zum Eintrag von Nawalnaja zunächst beschränkt. Später dann wurde das gesamte Profil für etwa eine Stunde gesperrt. Auch nach Aufhebung der Sperrung blieb es daraufhin Medienberichten zufolge weiter nur begrenzt zugänglich.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, dass weder er noch Putin die Videobotschaft Nawalnajas angeschaut hätten. Vor dem Hintergrund, dass «Julia Nawalnaja gerade verwitwet ist», wolle er sich mit Kommentaren zurückhalten. Er wies die Anschuldigungen von Julia Nawalnaja, dass Putin ihren Mann getötet habe, als «unbegründet und unverschämt» zurück.

«Mir egal, was der Sprecher des Mörders sagt»

Julia Nawalnaja wiederum hat sich von der Reaktion des Kreml auf ihre Videobotschaft unbeeindruckt gezeigt und die Herausgabe der Leiche ihres Mannes gefordert. «Es ist mir egal, was der Sprecher des Mörders zu meinen Worten sagt», schrieb sie am Dienstag im Onlinedienst X.

«Geben Sie Alexeis Leiche zurück und lassen Sie uns ihn würdig beerdigen – hindern Sie die Menschen nicht daran, von ihm Abschied zu nehmen», forderte sie. Kurz darauf wurde sich vom sozialen Netzwerk ausgeschlossen – vorübergehend, wie es heisst.

Nawalnys Mutter fordert Herausgabe des Leichnams

Auch die Mutter Nawalnys hat sich per Videobotschaft an Putin mit der Bitte um Herausgabe des Leichnams gewandt. Sie stehe vor dem Straflager «Polarwolf» und warte schon den fünften Tag darauf, dass sie ihren Sohn sehen dürfe, sagte Ljudmila Nawalnaja in der am Dienstag veröffentlichen Videobotschaft. Dort sei er am 16. Februar gestorben.

«Ich wende mich an Sie, Wladimir Putin. Die Entscheidung der Frage hängt nur von Ihnen ab. Lassen Sie mich doch endlich meinen Sohn sehen», sagte sie. «Ich fordere, unverzüglich den Körper Alexeis herauszugeben, damit ich ihn auf menschliche Weise beerdigen kann», sagte sie. Sie erhalte bisher weder den Leichnam, noch werde ihr gesagt, wo der Körper aufbewahrt werde.

Die Eltern des verstorbenen Oppositionellen Alexei Navalny.

Zuvor hatten Ermittler nach Angaben von Nawalnys Team gesagt, dass die Leiche wegen Untersuchungen noch 14 Tage unter Verschluss gehalten werde. Dagegen fordern Angehörige und Mitarbeiter des Oppositionellen die Herausgabe des Leichnams.

Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager in der Polarregion bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos. Nawalny war zum Zeitpunkt des Todes 47 Jahre alt. Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. In Russland wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Kritiker Putins ermordet.

Kreml lehnt EU-Forderung nach Nawalny-Untersuchung ab

Der Kreml hat eine von der EU geforderte internationale Untersuchung zum Tod Nawalnys abgelehnt. «Solche Forderungen akzeptieren wir überhaupt nicht», sagte Kremlsprecher Peskow am Dienstag russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Russland sieht darin eine Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hatte eine solche Untersuchung gefordert.

Zugleich verteidigte der Kremlsprecher das brutale Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Russen, die in vielen Städten des Landes zum Andenken an den gestorbenen Putin-Gegner Blumen niederlegten und Kerzen anzündeten. Die Uniformierten hätten ihre Aufgabe im Einklang mit den Gesetzen erfüllt, meinte Peskow.

Hunderte Menschen waren in den vergangenen Tagen festgenommen worden, weil sie öffentlich des Toten gedachten. In Eilverfahren haben Gerichte Arrest oder Geldstrafen verhängt. Trotzdem zeigten viele Russen weiter öffentlich ihre Trauer. Nawalnys Team kritisierte, dass Menschen in Russland nun schon wegen des Niederlegens von Blumen festgenommen werden.

In Nürnberg stehlen Unbekannte niedergelegte Bilder

In Nürnberg haben Unbekannte mehrere in der Innenstadt zum Gedenken an den gestorbenen Kremlkritiker niedergelegte Symbole gestohlen. Das Staatsschutzkommissariat habe die Ermittlungen übernommen, teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken am Dienstag mit. Bei den Gegenständen handle es sich um Bilder Nawalnys, Plakate und eine Antikriegsflagge.

Diese Symbole seien am Sonntag am Nürnberger Andreij-Sacharow-Platz niedergelegt worden. Am Montag sei der Diebstahl von den Verantwortlichen festgestellt worden. Der materielle Schaden werde auf rund hundert Euro geschätzt. Die Polizei rief Zeugen auf, sich zu melden.

Alexei Nawalny

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DPA/pash

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